Donnerstag, 21. März 2024

Bilder im Kopf, Körper im Raum

Franz Erhard Walther (Foto: Lydia Tress)

„Bilder im Kopf, Körper im Raum“ Franz Erhard Walther, Bundeskunsthalle Bonn, 22. März bis 28. Juli 2024
     Aufgrund einer andauernden Aktualität und Relevanz für die gegenwärtige Kunst und auch zu Ehren seines 85. Geburtstages plant die Bundeskunsthalle für das Jahr 2024 eine große Übersichtsausstellung zum Werk von Franz Erhard Walther (*1939). Gerade im Rheinland – einer wichtigen Studien- und Wirkungsstätte – ist eine Retrospektive ein Desiderat. 

Foto: Lydia Tress

Franz Erhard Walther formuliert Anfang der 1960er – im Umfeld des Minimalismus und jenseits des klassischen Verständnisses von Skulptur und Malerei – einen neuen Werkbegriff, der die Betrachter als Akteur mit einbezieht: Sein Erster Werksatz (1963–1969) aus 58 aktivierbaren Elementen ist legendär. Damit belegt der Künstler den Begriff von Skulptur und dem des Rezipienten als eine grundlegende Hinterfragung und versteht die ausgeführte „Handlung als Werkform“: Gesten und Handlungen werden zum essentiellen Bestandteil der Arbeit. 

Foto: Lydia Tress

Franz Erhard Walther wurde – nicht zuletzt auch durch sein überragendes Engagement als Professor an der Hochschule für bildende Künste Hamburg zu einem der bedeutendsten und einflussreichsten Künstler und Lehrer Deutschlands. Die kunsthistorische Bedeutung seines Werkes ist unumstritten. 

Foto: Lydia Tress

Schon im Frühwerk beschäftigt sich der Künstler mit dem Prozessualen als Gestaltungsprinzip, während seiner Zeit in Düsseldorf spielen Experiment und Innovation eine große Rolle. Seit Anfang 1963 wird Stoff – ein bis dahin ungebräuchliches künstlerisches Material – für die Herstellung fast aller Aktivierungsobjekte verwendet. In den Wandformationen der 1980er-Jahre erzielt er eine unvergleichbare Verschränkung von Malerei, Skulptur und Architektur, die sich bis heute fortsetzt. 

Foto:Lydia Tress

Die Ausstellung soll eine konzentrierte, repräsentative Auswahl von handlungsbasierten Arbeiten präsentieren sowie Zeichnungen „als Innenblick“ aus verschiedenen Perioden. Frühe Arbeiten, wie die Handstücke, Schreitsockel oder die Raumelemente führen zum Ersten Werksatz, dem verschiedene Wandformationen, Configurations, das Neue Alphabet oder die Handlungsbahnen folgen. Filmische Dokumente, auch neue Aufnahmen vor Ort, belegen zudem die Zeitlichkeit der verschiedenen Handlungen / Aktivierungen durch den Künstler und die Partizipierenden. Manche Exponate in der Ausstellung, ebenso eigens angefertigte ‚Exhibition Copies‘, können aktiviert werden. Durch die Interaktion zwischen Körper und Objekt wird jeder selbst zum Teil des Kunstwerks. 

Foto: Lydia Tress

Die Ausführenden schaffen ihre eigenen Erzählungen und das Werk ist in einer ständigen Veränderung begriffen: Werk, Körper, Ort und Raum verschmelzen in ungewohnter Weise zu einer Einheit, die neue Erfahrungen im Umgang mit Kunst und sich selbst generieren. Ein umfangreicher Katalog (erscheint erst im Juni) wird Neuaufnahmen der Werkaktivierungen enthalten; auch eine umfangreiche Social Media-Kampagne wird die Ausstellung flankieren. 

Die Ausstellung ist eine Kooperation der Bundeskunsthalle mit der Franz Erhard Walther Foundation und wird für weitere internationale Stationen konzipiert.

Kuratorinnen: Susanne Kleine, Eva Kraus, Susanne Walther

(Text: Bundeskunsthalle, Fotos: Lydia Tress)

Köllefornia's Internet-Tipp:

Montag, 18. März 2024

Der Tod in den Schären

Abbildung: Aufbau Taschenbuch Verlag

Eva Frantz "Der Tod in den Schären", Aufbau Taschenbuch Verlag, 461 Seiten, 12,- EUR, ISBN 978-3-7466-3983-3            Blutspuren führen die Treppe zu Börje Bohmans Haus hinauf, dem einzig verbliebenen auf der neuen Radwegstrecke hinunter in den Ort. Doch der sturköpfige Besitzer, der dem Bauprojekt partout nicht weichen will, ist spurlos verschwunden. Aber was hat das Verschwinden eines alten Mannes mit dem Fund eines Babys in einem fremden Kinderwagen zu tun? Die hochschwangere Ermittlerin Anna Glad ahnt nicht, welch düstere Geheimnisse der Vergangenheit zutage zu kommen drohen und in welche Gefahr sie sich bei ihren Nachforschungen begibt.
Köllefornia informiert:    Über das Buch: In Finnland gilt sie als eine der besten sowie beliebtesten Krimibuchautorinnen. Hier ist sie noch nicht so bekannt, was sich nach der Lektüre dieses ihres bereits zweiten Romans allerdings schnell ändern sollte. Eva Frantz schreibt sehr engmaschig und lässt Platz, um eigene Lösungen entstehen zu lassen. Über die Autorin: Eva Frantz, geboren 1980, wuchs in einem Vorort von Helsinki auf. Sie studierte Journalismus, arbeitete als Radiomoderatorin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Finnland und kommentierte u.a. den Eurovision Song Contest. 2016 legte sie ihren Debütroman vor, seitdem schreibt sie erfolgreich Kinderbücher und Kriminalromane. Für "Die Tote im Eis" wurde sie mit dem Preis für den besten Krimi Finnlands des Jahres ausgezeichnet. Sie wohnt mit ihrem Mann und drei Kindern in Espoo, Finnland.

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://www.aufbau-verlage.de/

Hier klebt noch Zucker dran

Abbildung: Scheidegger & Spiess

Herausgegeben von Bruna Casagrande, Fabiana Senkpiel, Celia und Nathalie Sidler "Hier klebt noch Zucker dran", Verlag Scheidegger & Spiess,
38,- EUR, 176 Seiten, 26 farbige und 13 s/w-Abbildungen, 16 x 23 cm, ISBN 978-3-03942-177-0    Als künstlerisches Material scheinen sie nicht sonderlich geeignet, Vergänglichkeit ist ihr Prinzip. Und doch kommen Lebensmittel seit den 1950er-Jahren vermehrt zum Einsatz in installativen und performativen Werken, die nicht nur gesehen, sondern auch gerochen, gefühlt, geschmeckt werden können. Aber mit welchen Methoden lassen sich diese Arbeiten vor dem Verschwinden retten? Sollen sie überhaupt gerettet werden? Und wenn ja, wie lässt sich zugleich ihre konstitutive Wandelbarkeit bewahren, ihre multisensorische Dimension? Welche symbolischen, politischen, gesellschaftlichen Aspekte von Lebensmitteln kommen in ihnen zum Tragen? Und welche Rolle spielt Zeugenschaft bei ihrer Bedeutungskonstitution?

Diesen Fragen widmen sich im Miteinander von Kunstwissenschaft, Konservierung- Restaurierung, Kunst und künstlerischer Forschung die Autorinnen dieses Sammelbands, entstanden im Rahmen eines Forschungsprojekts am Institut Praktiken und Theorien der Künste an der Hochschule der Künste Bern. Und die Vielfältigkeit des Untersuchungsgegenstands und der Herangehensweisen bildet sich auch in diesem Buch ab, das verschiedene Druckverfahren und Materialitäten von Papier vereint. Ein sinnliches Ereignis also – auf vielen Ebenen.

Köllefornia informiert:    Über das Buch: Ein interessantes Thema, was übrigens die Restauratoren schon seit sehr langer Zeit plagt. Wenn Daniel Spoerri die Eat Art zelebrierte und Auflagenobjekte wie den Lebkuchen von Roy Lichtenstein anbot. Aber auch Künstler wie Joseph Beuys (Honigpumpe am Arbeitsplatz), Wolf Vostell, Dieter Roth, um nur einige wenige zu nennen, haben sich unter anderem auch mit süßer Kunst beschäftigt. Dieses Buch bringt etwas mehr Licht ins Dunkel, wenn es um Zucker in der Kunst geht. Auf alle Fälle geht es in diesem Werk um Kunst, der man wortwörtlich bescheinigen kann: "Das Auge isst mit...".

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://www.scheidegger-spiess.ch/

Verraten

Abbildung: dtv

Jussi Adler-Olsen "Verraten", dtv,
608 Seiten, 26,- EUR, ISBN 978-3-423-28352-6    Seit 2007 erobert die Thriller-Reihe um Carl Mørck, Spezialermittler des Sonderdezernats Q bei der Kopenhagener Polizei, und seinen syrischen Assistenten Hafez el-Assad die Bestsellerlisten der Welt. Abgeschoben in den Keller des Polizeigebäudes, um sich dort den scheinbar unlösbaren Cold Cases zu widmen, gelang ihnen in spektakulären Ermittlungen immer wieder die Aufklärung der brutalsten Verbrechen, die bis in die Gegenwart hineinreichten. In ihrem zehnten Fall geraten die beiden wieder tief in ein Netz aus Lügen, Geheimnissen und Mord. Werden Carl Mørck und sein Team es erneut schaffen, den Mörder zu stoppen?
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Auch der 10. sowie letzte Fall der beliebten Buchreihe wird alle Leser wieder glücklich machen. Wie nicht anders von Jussi Adler-Olsen erwartet, gibt es wieder pure Unterhaltung und knisternde Spannung. Über den Autoren: Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Bevor er 1995 mit dem Schreiben begann, arbeitete er in verschiedensten Berufen: als Redakteur für Magazine und Comics, als Koordinator der dänischen Friedensbewegung, war Verlagschef im Bonnier-Wochenblatt TV Guiden und Aufsichtsratsvorsitzender bei verschiedenen Energiekonzernen. Sein Hobby: das Renovieren alter Häuser.

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://www.dtv.de/

Mord auf der Kreuzfahrt

Abbildung: Klett-Cotta

Nicholas Blake "Mord auf der Kreuzfahrt", Verlag Klett-Cotta,
256 Seiten, 20,- EUR, ISBN 978-3-608-98696-9    An Bord der "Menelaos", einem Kreuzfahrtschiff in der Ägäis, scheint es, als wüsste jeder über die Angelegenheiten der anderen Bescheid: Eine Lehrerin, die sich von einem Nervenzusammenbruch erholt, wird von einer ehemaligen Schülerin zur Rede gestellt. Ein Intellektueller wird von eben dieser Lehrerin in Verlegenheit gebracht. Eine Verführerin bringt die männlichen Gäste – auch Nigel – ein ums andere Mal in Verlegenheit. Und zu allem Überfluss überwachen zwei Wichtigtuer jeden Passagier des Schiffes auf Schritt und Tritt. Als sich die Leben der Urlauber immer mehr verflechten, scheint Gefahr in der Luft zu liegen. Und dann geschieht tatsächlich ein Mord – und dann noch einer. Plötzlich ist jeder verdächtig. Nigels Urlaub währt also nicht allzu lange, und er muss die Wahrheit aufdecken, bevor ein weiterer Passagier aus dem Leben gerissen wird.
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Oh, hier geht es heiß her. Ob man allerdings eine erwachsene Frau beispielsweise über eine Reling werfen kann, wird hier beantwortet. Aber da gibt es noch viele andere spannende Vorfälle in diesem literarischen Kriminalroman. Lesen Sie unbedingt selbst. Über den Autoren: Nicholas Blake ist das Pseudonym des Autors Cecil Day-Lewis (1904–1972). Er war ein irisch-britischer Akademiker, arbeitete eine Zeit lang beim Verlag Chatto & Windus, wurde von der Queen zum Hofdichter ernannt und brauchte irgendwann Geld, weshalb er begann, unter Pseudonym äußerst erfolgreiche psychologische Kriminalromane zu schreiben. Er ist außerdem der Vater des Oscar-prämierten Schauspielers Daniel Day-Lewis.

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://www.klett-cotta.de/

Sonntag, 17. März 2024

Ein sicheres Zuhause

Abbildung: Kampa

Louise Penny "Ein sicheres Zuhause", Kampa Verlag,
512 Seiten, 23,90 EUR, ISBN 978-3-311-12073-5    Nach einem harten Winter erwacht Three Pines zu neuem Leben. Während die Dorfbewohner Vorbereitungen für einen ganz besonderen Gedenktag treffen, machen sich Chief Inspector Armand Gamache und Jean-Guy Beauvoir zunehmend Sorgen: Ein junger Mann und seine Schwester sind nach Three Pines zurückgekehrt. Als die Ermittler sie kennengelernt haben, waren Fiona und Samuel noch Kinder. Ihre Mutter war ermordet worden, an einem trostlosen Novembermorgen am Ufer eines gottverlassenen Sees. Es war der erste gemeinsame Fall der Ermittler. Was wollen die Geschwister Jahre später in Three Pines? Während Gamache versucht, Antworten zu finden, wird der 160 Jahre alte Brief eines Steinmetzes entdeckt. Darin beschreibt der Mann, wie ihn die Angst überkam, als er im Dorf eine Dachkammer zumauerte. Die Bewohner von Three Pines finden den Raum und beschließen, ihn zu öffnen. Gamache merkt bald, dass mehr darin steckt, als man auf den ersten Blick sieht. Durch die Enthüllung betritt ein alter Feind ihre Welt und bedroht, was Gamache am meisten bedeutet: sein Zuhause.
Köllefornia informiert:    Über das Buch: In Kanada gilt die Autorin als Krimikönigin. Aber auch bei uns ist sie schon sehr beliebt. Eine Meisterin, wenn es darum geht, gut Kriminalromane abzuliefern. Über die Autorin: Louise Penny, 1958 in Toronto geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Angewandten Kunst achtzehn Jahre lang als Rundfunkjournalistin und Moderatorin in ganz Kanada. Mit dem Schreiben begann sie erst spät. Ihr erster Roman "Das Dorf in den roten Wäldern" wurde 2005 weltweit als Entdeckung des Jahres gefeiert, und auch die folgenden Gamache-Krimis wurden vielfach ausgezeichnet und eroberten die Bestsellerlisten in zahlreichen Ländern. Louise Penny lebt in Sutton bei Québec, einem kleinen Städtchen, das Three Pines zum Verwechseln ähnelt.

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://kampaverlag.ch/

Neues Leseerlebinis von Martin Suter

Abbildung: Diogenes

Martin Suter "Allmen und Herr Weynfeldt", Diogenes Verlag,
224 Seiten, 26,- EUR, ISBN 978-3-257-07279-2    Kunst und Menschen haben etwas gemeinsam: Sie können echt sein oder falsch. Der Kunstdetektiv Allmen und sein neuer Freund, der Kunstsammler Weynfeldt, kennen sich damit aus. Als Weynfeldt entdeckt, dass ein wertvolles Bild aus seinem Haus verschwunden ist, hilft ihm Allmen bei der Suche. Für ihn steht fest: Der Dieb muss Weynfeldts eklektischem Freundeskreis angehören. Doch der Architekt und seine tibetische Freundin, der Kunstmaler, der Filmemacher – sie alle schweigen. Nur die Kunstbuchhändlerin Karin Winter ist bereit zu reden. Als Allmen zum vereinbarten Zeitpunkt vor der Buchhandlung erscheint, ist der Eingang polizeilich gesichert. Karin Winter ist tot. Von nun an sucht Allmen nicht mehr nach einem Dieb, sondern nach einem Mörder.
Köllefornia informiert:    Über das Buch: In gewohnter Suter Schreibe wird auch dieses neue Werk von ihm wieder seine treuen Leserherzen höherschlagen lassen. Er liefert eben immer wieder Lesekost vom Feinsten. Danke Martin Suter. Über den Autoren: Martin Suter wurde 1948 in Zürich geboren. Seine Romane (darunter "Melody" und "Der letzte Weynfeldt" und die "Business-Class"-Geschichten) sind auch international große Erfolge. Seit 2011 löst außerdem der Gentleman-Gauner Allmen in einer eigenen Krimiserie seine Fälle, derzeit liegen sieben Bände vor. 2022 feierte der Kinofilm von André Schäfer ›Alles über Martin Suter. Außer die Wahrheit‹ am Locarno Film Festival Premiere. Er lebt mit seiner Tochter in Zürich.

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://www.diogenes.ch/leser.html