Freitag, 2. Oktober 2020

Heiter weiter, der Graf machts vor

Fotos: Lydia Tress (oben rechts), Lo Graf von Blickensdorf

Lo Graf von Blickensdorf, was für ein Name, was für ein Mensch?
Aus Lothar Blickensdorf wurde vor etlichen Jahren ein Graf. Ein Künstler und Autor hatte sich neu erfunden und wurde fortan intensiver betrachtet. Sein Name wurde zum Markenzeichen. Seine Cartoons werden in anspruchsvollen Presseerzeugnissen abgedruckt. Seine Glossen und Kolumnen sind gern gesehene Texte um etwas Frohsinn in unserem Alltag zu bringen. Und, seine Bücher, das sind Volltreffer in puncto Humor. Da vermischen sich Erlebtes mit der Fantasie eines genialen Meisters des Humors.

Köllefornia empfiehlt:

"Abnehmen mit Torte" von Lo Graf von Blickensdorf
ISBN: 3956072685
EAN: 9783956072680
TALOS Verlag

Abenteuer eines Selfmadeadeligen. Autobiografischer Roman. Originalausgabe.    Als der in Geldnot geratene Self-Made-Graf Lo Graf von Blickensdorf eines Tages sich in einem Wochenendhaus in einem Dorf zurückzieht, um dort in aller Ruhe an seinem Roman zu schreiben, wirbelt in dem kleinen verschlafenen Dorf seine bloße Anwesenheit allerhand Staub auf. Als ihm auch noch der Bürgermeister das alte verlassene Schloss anbietet, hat er plötzlich alle Dorfbewohner gegen sich, die herausgefunden haben, dass er ein "falscher Graf" ist und erhält aus diesem Grunde sogar Morddrohungen. Mit der geplanten Ruhe ist es vorerst vorbei. Und so ganz nebenbei absolviert der Autor noch ein Diätprogramm - ohne auf seine geliebte tägliche Torte zu verzichten. Sein Ziel sind 10 Kilo weniger - wird er sein Ziel erreichen?

"Werden Sie doch einfach Graf!" von Lo Graf von Blickensdorf
Hey! Publishing GmbH

»Guten Tag, Sie wünschen?«
»Einen Künstlernamen, bitte. Wenn möglich mit Humor.«
»Da haben wir ein besonders kurioses Modell im Angebot: >Falscher Graf<. Mit dem werden Sie 'ne Menge Spaß haben. Schlüpfen Sie doch einfach mal rein.«
»Passt wie angegossen. Was kostet der?«
»Ist umsonst.«
»Ist gekauft.«
»Tüte oder Karton, Herr Graf?«
»Danke, ich behalte ihn gleich an.«
Was der Berliner (Lebens-)Künstler Lo Graf von Blickensdorf mit einem vermeintlichen Adelstitel im Namen so alles anstellt, ist unglaublich, was er erlebt, unbeschreiblich ... na ja, zum Glück nicht wirklich. Aber amüsant ist es auf jeden Fall.

Mehr über den Grafen: Lo Graf von Blickensdorf, geboren 1951, ist Maler, Performancekünstler sowie Drehbuch- und Comedyautor. Bevor er sich dem Schreiben von Drehbüchern, Texten und Gags (unter anderem für Harald Schmidt) zuwandte, absolvierte er eine klassische Ausbildung im Bereich Malerei, Film und Fotografie. Mit einer Comedy-Lesung seines erfolgreichen literarischen Debüts "Werden Sie doch einfach Graf!" reist er durch die Lande und verzaubert das Publikum.

Sonntag, 23. August 2020

Weise nicht das Weib zurück

Abbildung: Königshausen & Neumann

Maria Kraft "Weise nicht das Weib zurück", Verlag Königshausen & Neumann, 177 Seiten, 28,- EUR, ISBN 978-3-8260-7129-4    Eine Kaiserin begehrt ihren Stiefsohn. Er weist sie zurück. Damit nimmt das Drama seinen Lauf. Zurückgewiesene, narzisstisch gekränkte Menschen können eine ungeheure Wut entfalten. Davon handelt "Die Geschichte der sieben weisen Meister". Den sieben Anklagen der Kaiserin werden im Wechsel sieben Verteidigungsreden der weisen Meister gegenüber gestellt. Geschildert wird ein Kampf auf Leben und Tod zwischen hassvoller Anklage und kluger Verteidigung anhand von Beispielgeschichten. Manche der märchenhaften Geschichten sind auch aus anderen Geschichtensammlungen bekannt. Das alte Volksbuch, dessen Wurzeln bis ins 12. Jahrhundert und zu noch älteren Quellen zurückreichen, ist heute nahezu vergessen. Die Autorin hat es behutsam in eine zeitgemäße Sprache übersetzt und um tiefenpsychologische Aspekte ergänzt. So wird ein kulturgeschichtlich bedeutendes Werk erneut zugänglich gemacht. Zugleich werden die Geschichten des Buches in einen psychohistorischen Kontext gestellt, der von Joseph und Potiphars Weib über den Film "Herzflimmern"  (1971) von Louis Malle bis zu aktuellen Fragen der "Genetic Sexual Attraction" reicht.
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Wer meint das Märchen und Geschichten nicht mehr in unserer heutigen Zeit passen, sei mit diesem Buch eines Besseren belehrt. Die Autorin Maria Kraft, von Beruf Fachärztin für Psychotherapie, war vor einigen Jahren eine antike Ausgabe der deutschen Volksbücher aufgefallen und sie vertiefte sich in diese Geschichten der sieben weisen Meister.
Was Maria Kraft uns mit ihrem Buch aufzeigt ist, das sich im Grunde bis heute nichts geändert hat. Wenn männliche Gefängnisinsassen der Autorin in Gesprächsrunden mitteilen, das ihre Frauen die wahren Verräter sind, da sie sie ins Gefängnis gebracht hätten, weil sie ihre kriminellen Machenschaften zur Anzeige gebracht haben, ist das schon sehr bezeichnend.
Maria Kraft zieht Parallelen aus alten Geschichten zur Neuzeit. Sie gibt ihre Sichtweise lebendig wieder. Kein trockenes Lesebuch, nein, hier finden LeserInnen Diskussionsgrundlagen zu den Themen Beziehungen zwischen Mann und Frau, von zurückgewiesenen Menschen, gekränkten Seelen und außergewöhnlichen Charakteren.
Seien es alte oder neue Geschichten, die Autorin schreibt ihre Aspekte in einer verständnisvollen zeitgemäßen Sprache. Ein Buch für LeserInnen die sich einmal eine etwas andere Lektüre zu Gemüte führen möchten. Sehr empfehlenswert.

Über die Autorin: Dr. Maria Kraft (*1949) studierte in Hannover Medizin, war dort Fachärztin für Allgemeinmedizin, ab 1999 Fachärztin für Psychotherapie in Köln. Dozentin auf Psychotherapiekongressen. Veröffentlichungen zu spirituellen Krisen, zur Psychodynamik des kreativen Prozesses bei Niki de Saint Phalle, zum "Ehealltag im Märchen" und Kurzgeschichten.

Mittwoch, 15. Juli 2020

1. Corona-Schau in einem Museum


Das Krefelder Kaiser Wilhelm Museum zeigt noch bis Mitte Oktober dieses Jahres eine Schau unter dem Titel "Stay Home! Mail-Art!".
Zu sehen sind von internationalen KünstlerInnen gestaltete Postkarten und Briefe, die während der Corona-Pandemie entstanden sind. Zusätzlich hat der Kurator Thomas Janzen die Krefelder Bevölkerung aufgerufen sich an dieser besonderen Ausstellung zu beteiligen.

Auf der ersten Etage sind Arbeiten an den Wänden und in mehreren Vitrinen zu sehen. Selbst auf / mit Toilettenpapier gefertigte Werke haben Einzug in das kleine aber feine Kunstmuseum gefunden. Wer diesen Raum besucht hat, sollte aber auch unbedingt die restlichen Räume aufsuchen. Weltbekannte KünstlerInnen warten auf ihr Publikum. Darunter Arman, Thorvald Bindesböll, Heinrich Campendonk, Max Ernst, Erich Heckel, Alexey Jawlensky, Wassily Kandinsky, Yves Klein, Sol LeWitt, Heinrich Nauen, Helmut Macke, Palermo, Pablo Picasso, Gerhard Richter, Auguste Rodin, Richard Serra, Karl Schmidt-Rottluff, Moritz von Schwind, Carl Spitzweg, Curt Stenvert, Thomas Struth, Jean Tinguely, Andy Warhol und andere mehr.

Das Kaiser-Wilhelm-Museum (Joseph-Beuys-Platz 1) kann dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr besucht werden. „Stay Home / Mail-Art“ ist im Studio 2 im ersten Obergeschoss des Museums. Es gelten die aktuellen Regeln der Coronaschutzverordnung.

Dienstag, 28. Januar 2020

Künstlerherzen in Kölner Galerie

Am Freitag den 14. Februar wird von 19 - 22 Uhr die Ausstellung "Liebeskirmes" eröffnet. 


Was man aus Lebkuchenherzen alles machen kann beweisen zeitgenössische KünstlerInnen in einer Kölner Ausstellung. Selbst die beliebte Kölner Entertainerin Hella von Sinnen hat sich etwas Besonderes einfallen lassen. Allerdings sollten BesucherInnen der Schau wissen, das diese Exponate nicht zum Essen bestimmt sind. Wer allerdings ein Herzunikat besitzen möchte, kann es kaufen. (Zum Vergrößern Bild bitte anklicken.)

Mittwoch, 24. Juli 2019

50 Jahre Sammlung Kraft

Abbildung: Kettler Verlag

Hartmut Kraft „Kunst ist immer eine Behauptung, Sammeln auch“, Kettler Verlag, 296 Seiten, 24,- EUR, ISBN 978-3-86206-768-8    Das Sammlerehepaar Maria und Hartmut Kraft hat in fünf Jahrzehnten eine umfangreiche Kollektion zusammengetragen, die vor allem Positionen der Nachkriegskunst, der Outsider Art sowie Werke außereuropäischer Kulturen umfasst. Arbeiten von Joseph Beuys, Rupprecht Geiger oder Herbert Zangs stehen neben jenen berühmter Outsider-Künstler wie Friedrich Schröder-Sonnenstern, Gustav Mesmer oder Karl Junker. Masken und Skulpturen aus Afrika, Papua Neuguinea und Mittelamerika sind ebenso Teil der Sammlung wie Buddha-Skulpturen aus Thailand und China.

Das Buch stellt die umfangreiche und vielschichtige Sammlung anhand von 16 Themen-Kapiteln vor. Dabei ist die Publikation nicht nur ein Buch über Kunst und Künstler, sondern auch ein Bericht über psychologische Aspekte des Sammelns, die Geschichte der Sammlung, autobiografische Hintergründe und Motive. Kurzum: ein Buch über das „System Kunst“.

Ausstellung „Kunst ist ist immer eine Behauptung, Sammeln auch“. Kunstmuseum Villa Zanders, Bergisch Gladbach
13.09. – 24.11.2019

Hier kann das Buch geordert werden: Kettler Verlag

Köllefornia informiert:    Zum Buch: Auch wenn man wie ich, mit einem eingefleischten Kunstsammler befreundet ist, überrascht er einen immer wieder aufs neue. Die Rede ist von Hartmut Kraft. Seines Zeichens ein besessener Kunstfreund seit er zwanzig Jahre alt ist. Seine Frau Maria teilt seine Begeisterung in dem sie ihn bei der Sammelleidenschaft immens unterstützt. Auf seiner Künstlerliste finden sich große Namen wie Gerhard Richter und Robert Rauschenberg. Aber auch sehr wichtige, aber nicht so im Rampenlicht stehende KünstlerInnen wie Hede Bühl oder Peter Gilles. Vor etlichen Jahren, als er für seine Arztpraxis neue Rezeptformulare bekam, verschickte er seine alten nicht mehr gültigen Exemplare an bildende Künstler. Versehen mit der Bitte diese doch zu überarbeiten und für eine Ausstellung und ein Buch unter dem Titel „Kunst auf Rezept“ zur Verfügung zu stellen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Ein Fundus der unterschiedlichsten kleinen Kunstwerke war geboren. Darunter Arbeiten von Gerhard Richter, Günther Uecker, Per Kirkeby, Thomas Baumgärtel, Felix Droese, Reiner Ruthenbeck, Otto Piene oder Konrad Klapheck.

Nun wird Hartmut Kraft 70 Jahre jung und blickt mit einem umfassenden Katalogbuch auf seine intensive Kunstzeit zurück. Herzlichen Glückwunsch. (H.T.)


Zum Autoren: Es ist schon eher ungewöhnlich, dass ein Nervenarzt und Psychoanalytiker eine Honorarprofessur an einer Hochschule für Kunst und Gesellschaft erhält. Doch Prof. Dr. med. Hartmut Kraft ist tatsächlich eine Honorarprofessur der staatlich anerkannten „Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft“ in Alfter bei Bonn verliehen worden. Und das nicht ohne Grund. Kraft beschäftigte sich nämlich bereits in seiner Dissertation mit einem künstlerischen Thema – dem geeigneten Krankenzimmerbild. Seit 1984 ist er in Köln als niedergelassener ärztlicher Psychotherapeut und seit 1986 außerdem als Psychoanalytiker tätig.

Parallel zu seiner ärztlichen Tätigkeit veröffentlichte Kraft auch zahlreiche Publikationen zu Themen aus Medizin, Psychoanalyse, Kunst und Ethnologie, unter anderem „Grenzgänger zwischen Kunst und Psychiatrie“. Kraft hat sich als Kunstsammler, Autor zahlreicher Kunstbücher sowie als Kurator einen Namen gemacht. Seine Sammlungen wurden bereits mehrfach in Kunstvereine und Museen in der gesamten Republik ausgestellt.

Freitag, 14. Juni 2019

Yoko Ono im Museum der bildenden Künste Leipzig

Ausstellungsbanner von innen gesehen (Foto: Lydia Tress)

Oh ja, dieses Museum ist eine Granate. Die Alten Meister werden auf ansprechenden farbigen Wänden hervorragend präsentiert. Ein Museum, das eine aufregende positive Aura verbreitet. Also, auch wenn die Mitte Juli laufende Ausstellung von Yoko Ono endet, unbedingt beim nächsten Leipzig Besuch, dieses Museum einplanen. Es lohnt sich. Ihr umtriebiger Direktor Alfred Weidinger verwirklicht Schritt für Schritt ein offenes demokratisches kreatives Zentrum. Hier werden Podiumsdiskussionen zu wichtigen Bestandteilen und solche offenen Ausstellungen, wie die von der amerikanischen Fluxuskünstlerin Yoko Ono, bestimmt nicht zum letzten Mal gezeigt. Das riesige Publikumsinteresse und der große Besucherstrom belegen, das Alfred Weidinger die richtigen Wege eingeschlagen hat.

Videoinstallation von Yoko Ono passend zu Me too (Foto: Lydia Tress)
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Museum der bildenden Künste 

Katharinenstraße 10 
04109 Leipzig 

Im Internet: https://mdbk.de/
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So, und jetzt verraten wir warum die Ausstellung von Yoko Ono so sehenswert ist. Y.O. macht aus ihrer, auf allen Museumsebenen verteilten Ausstellung, eine wahre kreative Oase. Hier fließen Kunst, Politik und Ideen zusammen. Die Künstlerin bittet um Beteiligung. Diese äußert sich in Aktionsanweisungen und das Beantworten von Fragen. Y.O. die mit John Lennon verheiratet war, hat auch nach seinem gewaltsamen Tod, an den Themen Frieden und Liebe festgehalten. Weltweit sollte es keine Kriege, keine Flüchtlinge, keine Verbrechen an der Menschheit geben. Sie engagiert sich in der Me too Debatte. Jugendliche und Erwachsene sind eingeladen in den Museumshallen selbst Hand anzulegen. Unter den angebotenen Aktivitäten kann in einem Raum sogar ein Boot bemalt werden. 

Besucher dürfen zum Pinsel greifen (Foto: Lydia Tress)

Eine Ausstellung die Menschen jeden Alters bewegt und zum Denken anregt, um selbst nach gewissen Lösungen zu suchen. Wichtig in der heutigen Zeit. Wie gestalten wir unser Leben? Wie können wir es in den Griff bekommen, das es für alle Lebenswert wird. Diskussionen begleiten diesen so aufregenden Museumsbesuch. Viele Besucher kommen nochmals, um sich intensiver auseinanderzusetzen. Da soll noch jemand auf dem Standpunkt stehen, dass Kunst nichts bewirken könnte. Es müssten viel mehr Yoko Onos geben, weltweit. An dieser Stelle sei dem Museumschef Alfred Weidinger gedankt, der sich auf dieses große Experiment eingelassen hat. Bravo! (Text: H.T.)