Dienstag, 2. Juli 2024

Gerhard Richter und die Photographie

Abbildung: Schirmer/Mosel

Gerhard Richter "Photographs", Schirmer/Mosel Verlag,
96 Seiten, 45,- EUR, ISBN 978-3-8296-1011-7    Der 1932 in Dresden geborene und aufgewachsene, ehemals an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrende (1971-1993) und jetzt in Köln lebende Maler Gerhard Richter ist mittlerweile ein Weltstar der Gegenwartsmalerei. Er feierte am 9. Februar seinen 92. Geburtstag, was allein schon Grund für eine Berichterstattung wäre. Gerhard Richter trat in den frühen 1960er Jahren als Maler, der die Amateurphotographie als Vorlage benutzte und in Ölbilder verwandelte, in die Kunstwelt. So bekam er früh das Etikett des „Photorealisten“ aufgeklebt. Das gibt jedoch die Vielfalt seiner Bilderfindungen, mit denen er bis heute sein Publikum überrascht, nur unzureichend wieder. Unter anderem hat er auch selbst zur Kameras gegriffen und eindrucksvolle Bilder und Portraits von seinen Zeitgenossen geschaffen. Mittlerweile wird auch sein photographisches Werk in seiner Einzigartigkeit gewürdigt. Die Düsseldorfer Galerie Sies + Höke zeigte eine Einzelausstellung mit Landschafts- und Portraitaufnahmen, die Richter als Unikate und limitierte Editionen geschaffen hat. Das große Mao-Portrait aus dem Jahr 1970 lässt ihn zu einem Großvater der Großbildphotographie der Düsseldorfer Schule werden. Seine Landschaftsaufnahmen erinnern an die seines Dresdner Landsmanns Caspar David Friedrich, seine Künstlerportraits wie die von Gilbert & George sind so subtil wie eindrucksvoll und zeigen ihn als wachen Beobachter der zeitgenössischen Szene.

Köllefornia informiert:    Über das Buch: So sah man Fotoarbeiten von Gerhard Richter noch nicht allzu oft. Hier wird seine Beschäftigung mit dem Medium ideal und interessant aufbereitet. Ein Text des Schweizer Kunsthistorikers Dieter Schwarz ergänzt dieses fantastische Buch über einen kleinen Teil seines riesigen Schaffens. Über Gerhard Richter: Der Maler, Grafiker und Fotograf Gerhard Richter ist einer der renommiertesten Künstler der Gegenwart Deutschlands. Nach der Ausbildung zum Schriften- und Werbemaler studiert er von 1951 bis 1956 an der Kunstakademie in Dresden und arbeitet anschließend bis 1961 als Meisterschüler. Dann flieht er nach West-Deutschland und setzt bis 1964 sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf fort. Während dieser Zeit prägt er mit Sigmar Polke und Konrad Fischer (Lueg) den Begriff des "Kapitalistischen Realismus" (kritische Auseinandersetzung mit der Kunst der sozialistischen Staaten und der westlichen Konsumgesellschaften).

1967 ist er Gastdozent an der Hochschule für bildende Kunst in Hamburg und 1968/69 Kunsterzieher in Düsseldorf. An der dortigen Kunstakademie ist er von 1971 bis 1993 Professor für Malerei. Gemeinsam mit Blinky Palermo reist er 1970 nach New York. In Zusammenarbeit mit dem Künstler fertigt Richter bis 1972 singuläre Skulpturen an. 1972 nimmt er an der XXXVI. Biennale in Venedig und bis 1997 an der documenta 5 bis 10 teil. Als Gastprofessor ist er 1978 an dem Nova Scotia College of Art in Halifax und 1988 an der Städelschule, Frankfurt a.M. tätig. 1983 siedelt er nach Köln über. Seit den 1980er Jahren erhält er zunehmend internationale Anerkennung. So wird in mehreren Städten Europas 1993/94 eine umfassende Retrospektive gezeigt. Anlässlich seines 70. Geburtstages präsentiert das Museum of Modern Art in New York 188 seiner Werke; es ist die größte Ausstellung, die das Museum je einem lebenden Künstler gewidmet hat. 2005 wird das Gerhard-Richter-Archiv in Dresden eingerichtet.

Köllefornia's Internet-Tipp:
http://www.schirmer-mosel.de/deutsch/index.htm