Sonntag, 3. Oktober 2021

Kuriose Kommunikation

Parkscheibe als Mail Art-Postkarte,
1980er Jahre Michael Berger,
Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Foto: © Bert Bostelmann/ MSPT

Kuriose Kommunikation. Ungewöhnliche Objekte und Geschichten aus der Sammlung 30. September 2021 bis 20. Februar 2022 im Frankfurter Museum für Kommunikation. 
Viele der gezeigten Gegenstände sind typisch für die jeweils gängigen Formen des Austauschs von Mitteilungen zu unterschiedlichen Zeiten. Sie erzählen von Kreativität und Witz, mitunter auch von Not und Mangel. Sie zeigen die Vielfalt der Dinge und Wege, die Technikerinnen, Erfinder und Laien entwickeln, um Botschaften zu überbringen. 

Die Ausstellung ist in sechs Themenbereiche gegliedert: „Es geht auch anders“, „Einzigartigkeit in Serie“, „Marke Eigenbau“, „Unterwegs“, „Gegen die Regeln“und „Technik, die begeistert?“. Dabei treffen Exponate aus allen Sammlungsstandorten, unterschiedlichen Epochen und Zusammenhängen aufeinander. 

Auftakt Jubiläumsjahr 2022: 150 Jahre Sammlungen „Mit dieser Ausstellung läuten wir das kommende Jubiläumsjahr ein: 2022 feiert die Museumsstiftung für Post und Telekommunikation 150 Jahre Sammlung. 

Die Sammlungen gehen zurück auf die Gründung des Reichspostmuseums 1872 in Berlin. Das Reichspostmuseum war eines der ersten und modernsten technikhistorischen Museen der Welt. Heute stellen sich ganz neue Herausforderungen an unsere Sammlungen. Unser Hauptaugenmerk der Sammlungsarbeit liegt auf der Frage: Wie können wir historische Zusammenhänge mit gegenwärtigen Prozessen verknüpfen, um Orientierungshilfe in Gegenwart und Zukunft zu bieten? 

Brief- Tischtennisschläger
Tischtennisschläger als Mail Art-Postsendung,
1981 Michael Berger, Foto: © Bert Bostelmann/ MSPT 

Mit ‚Kuriose Kommunikation‘ wird ein ungewöhnliches Schlaglicht auf das Arbeitsfeld des Sammelns geworfen.“ (Dr. Helmut Gold, Direktor Museum für Kommunikation Frankfurt und Leiter (Kurator) der Museumsstiftung Post und Telekommunikation).

Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation verfügt über eine der weltweit größten Sammlungen zum Thema Kommunikation. Seit rund 150 Jahren werden dort Objekte zusammengetragen, die die historische Entwicklung des Post- und Fernmeldewesens sowie die facettenreichen Erscheinungsformen der Kommunikation dokumentieren. Doch immer wieder finden sich in den Depots auch kuriose Objekte, die durch eine ungewöhnliche Nutzung überraschen, eine ausgefallene Geschichte oder ein besonderes Design – ein Telefon in Form eines Duschkopfes etwa oder ein Bierdeckel, der als Postkarte verschickt wurde. Die Ausstellung widmet sich diesen besonderen Objekten und geht der Frage nach, wie, warum und für wen eigentlich Museen sammeln.

Übrigens beherbergt das Museum für Kommunikation die Mail- Art-Sammlung von Lydia und Horst Tress (1970 bis in die 1990er Jahre)

Mittwoch, 10. März 2021

Joseph Beuys und die Intuitionskiste 1968

Foto: Horst Tress

Hartmut Kraft "Joseph Beuys - Intuition 1968", Kettler Verlag,
 100 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-86206-866-1    Das Multiple „Intuition“ von 1968 – eine kleine Kiste aus Fichtenholz, die Joseph Beuys Stück für Stück per Hand beschriftete – gehört sicherlich zu den bekanntesten Editionen des Künstlers. Insgesamt entstanden rund 12.000 signierte und auf das Jahr 1968 datierte Exemplare. Bei gleicher Konzeption hat jedes Exemplar Unikatcharakter – was seinen Reiz und seine Beliebtheit bei Sammlern erklärt. Aber welche Mitteilung transportiert diese Intuitions-Kiste? Und was bedeutete sie für Beuys selbst? Warum unterzog er sich dieser immensen Arbeit?

Das Buch gibt Einblick in die Entstehungsgeschichte, Deutungsmöglichkeiten und Variationen des Multiples durch Beuys wie auch durch andere Künstler und untersucht in der Folge das Motiv der „leeren Kisten“ im Werk des Künstlers sowie seine Bedeutung für Beuys’ transformative Krise Mitte der 1950er-Jahre.

Statements von Sammlern, Galeristen, Künstlern und Kunstkritikern sowie bisher unveröffentlichte Auszüge aus Beuys’ Briefen an seine Eltern eröffnen eine Vielzahl weiterer Aspekte zur Rezeption des Multiples.

Köllefornia informiert:     Über das Buch: Passend zum 100.  Geburtstag von Joseph Beuys erscheint dieses spannende Buch. Selbst Eva Beuys hat diese Publikation mit Briefen von und an ihrem Mann ergänzt. Weiterhin runden das ausführlich behandelte Thema Statements von unterschiedlichen Personen ab. Darunter Walter König, Franz von der Grinten, Horst Tress, Johannes Stüttgen und einige mehr. Dieses Buch hat im großen Beuysoeuvre gefehlt. Glückwunsch. Über den Autoren: Prof. Dr. med. Hartmut Kraft, Psychoanalytiker, Kunstsammler, Ausstellungskurator und Autor in Köln. Der Nervenarzt hat zahlreiche Bücher über Kunst, Ethnologie und Psychoanalyse geschrieben. Er ist Honorarprofessor an der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn.

Sonntag, 25. Oktober 2020

Postkunst

Abbildung: Lutz Wohlrab

Lutz Wohlrab "Postkunst", Verlag Lutz Wohlrab,
80 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-9814296-9-5    Mit diesem Buch stellt sich der Verleger als Künstler vor. In der Mail Art-Szene ist er seit langem aktiv und Postkunst ist für ihn beides: Kunst per Post und Kunst nach Kunst. Aber keine, die zeitlich nach der Kunst käme, sondern eine, die durch Begegnungen mit Künstlern angeregt wird und die das Leben interessanter macht als das pure Leben.

Lutz Wohlrab (*1959) war seit 1985 an vielen internationalen Mail Art-Ausstellungen beteiligt. Seit 1994 gibt er das Standardwerk Mail Art-Szene DDR mit heraus. 2007 folgte ein Mail-Artisten-Lexikon im Internet unter  https://mailartists.wordpress.com/ 
Lutz Wohlrab arbeitet als Psychoanalytiker in Berlin.

Köllefornia informiert:     Ein Buch das Zeitgeschichte dokumentiert. Hier an Hand eines Mail-Artisten der Kunst in der DDR erlebt hat. Interessant und informativ geschrieben. Bilder des Künstlers Wohlrab runden diese Veröffentlichung perfekt ab.

Mehr Informationen: https://www.wohlrab-verlag.de/


Freitag, 2. Oktober 2020

Heiter weiter, der Graf machts vor

Fotos: Lydia Tress (oben rechts), Lo Graf von Blickensdorf

Lo Graf von Blickensdorf, was für ein Name, was für ein Mensch?
Aus Lothar Blickensdorf wurde vor etlichen Jahren ein Graf. Ein Künstler und Autor hatte sich neu erfunden und wurde fortan intensiver betrachtet. Sein Name wurde zum Markenzeichen. Seine Cartoons werden in anspruchsvollen Presseerzeugnissen abgedruckt. Seine Glossen und Kolumnen sind gern gesehene Texte um etwas Frohsinn in unserem Alltag zu bringen. Und, seine Bücher, das sind Volltreffer in puncto Humor. Da vermischen sich Erlebtes mit der Fantasie eines genialen Meisters des Humors.

Köllefornia empfiehlt:

"Abnehmen mit Torte" von Lo Graf von Blickensdorf
ISBN: 3956072685
EAN: 9783956072680
TALOS Verlag

Abenteuer eines Selfmadeadeligen. Autobiografischer Roman. Originalausgabe.    Als der in Geldnot geratene Self-Made-Graf Lo Graf von Blickensdorf eines Tages sich in einem Wochenendhaus in einem Dorf zurückzieht, um dort in aller Ruhe an seinem Roman zu schreiben, wirbelt in dem kleinen verschlafenen Dorf seine bloße Anwesenheit allerhand Staub auf. Als ihm auch noch der Bürgermeister das alte verlassene Schloss anbietet, hat er plötzlich alle Dorfbewohner gegen sich, die herausgefunden haben, dass er ein "falscher Graf" ist und erhält aus diesem Grunde sogar Morddrohungen. Mit der geplanten Ruhe ist es vorerst vorbei. Und so ganz nebenbei absolviert der Autor noch ein Diätprogramm - ohne auf seine geliebte tägliche Torte zu verzichten. Sein Ziel sind 10 Kilo weniger - wird er sein Ziel erreichen?

"Werden Sie doch einfach Graf!" von Lo Graf von Blickensdorf
Hey! Publishing GmbH

»Guten Tag, Sie wünschen?«
»Einen Künstlernamen, bitte. Wenn möglich mit Humor.«
»Da haben wir ein besonders kurioses Modell im Angebot: >Falscher Graf<. Mit dem werden Sie 'ne Menge Spaß haben. Schlüpfen Sie doch einfach mal rein.«
»Passt wie angegossen. Was kostet der?«
»Ist umsonst.«
»Ist gekauft.«
»Tüte oder Karton, Herr Graf?«
»Danke, ich behalte ihn gleich an.«
Was der Berliner (Lebens-)Künstler Lo Graf von Blickensdorf mit einem vermeintlichen Adelstitel im Namen so alles anstellt, ist unglaublich, was er erlebt, unbeschreiblich ... na ja, zum Glück nicht wirklich. Aber amüsant ist es auf jeden Fall.

Mehr über den Grafen: Lo Graf von Blickensdorf, geboren 1951, ist Maler, Performancekünstler sowie Drehbuch- und Comedyautor. Bevor er sich dem Schreiben von Drehbüchern, Texten und Gags (unter anderem für Harald Schmidt) zuwandte, absolvierte er eine klassische Ausbildung im Bereich Malerei, Film und Fotografie. Mit einer Comedy-Lesung seines erfolgreichen literarischen Debüts "Werden Sie doch einfach Graf!" reist er durch die Lande und verzaubert das Publikum.

Sonntag, 23. August 2020

Weise nicht das Weib zurück

Abbildung: Königshausen & Neumann

Maria Kraft "Weise nicht das Weib zurück", Verlag Königshausen & Neumann, 177 Seiten, 28,- EUR, ISBN 978-3-8260-7129-4    Eine Kaiserin begehrt ihren Stiefsohn. Er weist sie zurück. Damit nimmt das Drama seinen Lauf. Zurückgewiesene, narzisstisch gekränkte Menschen können eine ungeheure Wut entfalten. Davon handelt "Die Geschichte der sieben weisen Meister". Den sieben Anklagen der Kaiserin werden im Wechsel sieben Verteidigungsreden der weisen Meister gegenüber gestellt. Geschildert wird ein Kampf auf Leben und Tod zwischen hassvoller Anklage und kluger Verteidigung anhand von Beispielgeschichten. Manche der märchenhaften Geschichten sind auch aus anderen Geschichtensammlungen bekannt. Das alte Volksbuch, dessen Wurzeln bis ins 12. Jahrhundert und zu noch älteren Quellen zurückreichen, ist heute nahezu vergessen. Die Autorin hat es behutsam in eine zeitgemäße Sprache übersetzt und um tiefenpsychologische Aspekte ergänzt. So wird ein kulturgeschichtlich bedeutendes Werk erneut zugänglich gemacht. Zugleich werden die Geschichten des Buches in einen psychohistorischen Kontext gestellt, der von Joseph und Potiphars Weib über den Film "Herzflimmern"  (1971) von Louis Malle bis zu aktuellen Fragen der "Genetic Sexual Attraction" reicht.
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Wer meint das Märchen und Geschichten nicht mehr in unserer heutigen Zeit passen, sei mit diesem Buch eines Besseren belehrt. Die Autorin Maria Kraft, von Beruf Fachärztin für Psychotherapie, war vor einigen Jahren eine antike Ausgabe der deutschen Volksbücher aufgefallen und sie vertiefte sich in diese Geschichten der sieben weisen Meister.
Was Maria Kraft uns mit ihrem Buch aufzeigt ist, das sich im Grunde bis heute nichts geändert hat. Wenn männliche Gefängnisinsassen der Autorin in Gesprächsrunden mitteilen, das ihre Frauen die wahren Verräter sind, da sie sie ins Gefängnis gebracht hätten, weil sie ihre kriminellen Machenschaften zur Anzeige gebracht haben, ist das schon sehr bezeichnend.
Maria Kraft zieht Parallelen aus alten Geschichten zur Neuzeit. Sie gibt ihre Sichtweise lebendig wieder. Kein trockenes Lesebuch, nein, hier finden LeserInnen Diskussionsgrundlagen zu den Themen Beziehungen zwischen Mann und Frau, von zurückgewiesenen Menschen, gekränkten Seelen und außergewöhnlichen Charakteren.
Seien es alte oder neue Geschichten, die Autorin schreibt ihre Aspekte in einer verständnisvollen zeitgemäßen Sprache. Ein Buch für LeserInnen die sich einmal eine etwas andere Lektüre zu Gemüte führen möchten. Sehr empfehlenswert.

Über die Autorin: Dr. Maria Kraft (*1949) studierte in Hannover Medizin, war dort Fachärztin für Allgemeinmedizin, ab 1999 Fachärztin für Psychotherapie in Köln. Dozentin auf Psychotherapiekongressen. Veröffentlichungen zu spirituellen Krisen, zur Psychodynamik des kreativen Prozesses bei Niki de Saint Phalle, zum "Ehealltag im Märchen" und Kurzgeschichten.

Mittwoch, 15. Juli 2020

1. Corona-Schau in einem Museum


Das Krefelder Kaiser Wilhelm Museum zeigt noch bis Mitte Oktober dieses Jahres eine Schau unter dem Titel "Stay Home! Mail-Art!".
Zu sehen sind von internationalen KünstlerInnen gestaltete Postkarten und Briefe, die während der Corona-Pandemie entstanden sind. Zusätzlich hat der Kurator Thomas Janzen die Krefelder Bevölkerung aufgerufen sich an dieser besonderen Ausstellung zu beteiligen.

Auf der ersten Etage sind Arbeiten an den Wänden und in mehreren Vitrinen zu sehen. Selbst auf / mit Toilettenpapier gefertigte Werke haben Einzug in das kleine aber feine Kunstmuseum gefunden. Wer diesen Raum besucht hat, sollte aber auch unbedingt die restlichen Räume aufsuchen. Weltbekannte KünstlerInnen warten auf ihr Publikum. Darunter Arman, Thorvald Bindesböll, Heinrich Campendonk, Max Ernst, Erich Heckel, Alexey Jawlensky, Wassily Kandinsky, Yves Klein, Sol LeWitt, Heinrich Nauen, Helmut Macke, Palermo, Pablo Picasso, Gerhard Richter, Auguste Rodin, Richard Serra, Karl Schmidt-Rottluff, Moritz von Schwind, Carl Spitzweg, Curt Stenvert, Thomas Struth, Jean Tinguely, Andy Warhol und andere mehr.

Das Kaiser-Wilhelm-Museum (Joseph-Beuys-Platz 1) kann dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr besucht werden. „Stay Home / Mail-Art“ ist im Studio 2 im ersten Obergeschoss des Museums. Es gelten die aktuellen Regeln der Coronaschutzverordnung.