Sonntag, 7. April 2024

Die Dämmerung

Abbildung: Ullstein

Marc Raabe "Die Dämmerung", Ullstein Verlag,
512 Seiten, 17,99 EUR, ISBN 978-3-86493-262-5   Im Königswald wird eine bizarr arrangierte Leiche gefunden, halb Mensch, halb Tier. Art Mayer und Nele Tschaikowski identifizieren die Tote als Charlotte Tempel – eine gefeierte Wohltäterin, bei allen beliebt und für den wichtigsten Medienpreis des Landes nominiert. Schnell gerät Tempels einundzwanzigjährige Tochter unter Verdacht: Leo ist rebellisch, unberechenbar und zeichnet ein ganz anderes Bild ihrer Mutter. Doch Art Mayer zweifelt an ihrer Schuld. Bis eine zweite Frau aus dem Kreis der Nominierten stirbt. Zunächst deutet nichts auf Leo, doch dann taucht ein mysteriöses Tonband mit belastendem Inhalt auf. Wer ist Leo – ein Opfer der Umstände? Oder die jüngste Serientäterin von Berlin, unterwegs zu ihrem dritten Opfer?
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Hier kommt garantiert keine Langeweile beim Lesen auf. Brisant und teilweise sehr bizarr geschriebener Roman, der sich absolut Thriller nennen darf. Grandios! Über den Autoren: Marc Raabe hat eine TV- und Medienproduktion aufgebaut, bevor er sich 2021 für ein Leben als Autor entschied. Zu diesem Zeitpunkt begann er mit der Art-Mayer-Serie. Raabes Bestseller erscheinen in mehr als zehn Sprachen. Sein Handwerkszeug sind filmisches Erzählen, Schnitttechniken, Cliffhanger und Psychologie. Das Ergebnis: ein rasantes Kopfkino mit Tiefe. So wie seine Ermittlerfiguren bricht auch Marc Raabe hin und wieder Regeln.

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://www.ullstein.de/

Donnerstag, 28. März 2024

Ostseefinsternis

Abbildung: Lübbe

Eva Almstädt "Ostseefinsternis", Lübbe Verlag,
397 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-404-19317-2     Die blinde Helmgard Böttcher regiert ihre große Familie an der Ostsee mit fester Hand. Als ihre Enkelin auf dem Heimweg überfallen wird, lässt die Rache nicht lange auf sich warten: Ein junger Mann aus dem Nachbarort erleidet eine schwere Vergiftung und stirbt. Ausgerechnet eine Pflanze, die auch in Helmgards Garten wächst, war die Ursache dafür. Kommissarin Pia Korittki, die eigentlich ein entspanntes Wochenende mit ihrem Sohn Felix und ihrem Freund Marten in dessen neuem Haus an der Ostsee verbringen wollte, stößt bei den Ermittlungen in einen tödlichen Morast aus Hass, Lügen und alter Feindschaft.
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Bereits seit 20 Jahren ermittelt die von Eva Almstädt erfundene Romanfigur Pia Korittki. Das die Schriftstellerin es bis heute schafft, immer wieder ein neues, spannendes Buch herauszugeben, hätte sie am Beginn ihrer Karriere nie für möglich gehalten. Nun legt sie mit Ostseefinsternis ihren neuen Fall der Öffentlichkeit vor. Das auch dieses Werk parallel wie seine Vorgänger als E-Book und Hörbuch (CD und Download) erhältlich sein wird, ist bereits eine feststehende Tatsache und wird ihre Leser mit absoluter Sicherheit sehr entgegenkommen. Über die Autorin: Eva Almstädt, 1965 in Hamburg geboren und dort auch aufgewachsen, absolvierte eine Ausbildung in den Fernsehproduktionsanstalten der Studio Hamburg GmbH und studierte Innenarchitektur in Hannover. Seit 2001 ist sie freie Autorin. Die Autorin lebt in Hamburg.

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://www.luebbe.de/luebbe-belletristik

Sonntag, 24. März 2024

Kretisches Rätsel

Abbildung: S. Fischer

Nikos Milonás "Kretisches Rätsel", Scherz Verlag,
384 Seiten, 17,- EUR, ISBN 978-3-651-02508-0    Es ist September auf Kreta, und bis zur Hochzeit von Michalis und Hannah sind es nur noch wenige Tage. Damit Michalis genug Zeit für die Vorbereitungen hat, hält sein Vorgesetzter ihn von aufwändigen Ermittlungen fern – gegen Michalis' Willen, der ohnehin keine große griechische Hochzeit wollte und nur seiner Familie zuliebe nachgegeben hat. Doch ein scheinbar harmloser Unfall in einem Kloster auf der Halbinsel Akrotiri wird plötzlich kompliziert, als das Unfallopfer, ein Archäologe, tot auf dem Palastgelände von Knossos gefunden wird. Hat sein Tod etwas mit einem geheimnisvollen archäologischen Fund zu tun? Zwischen Hochzeitsvorbereitungen und schwierigen Verwandten findet Michalis sich auf einmal in der persönlich herausforderndsten Ermittlung seiner Karriere wieder.
Köllefornia informiert:    Über das Buch
: Der sechste Band aus der Reihe wiederum ein abgeschlossener Roman, könnte eine super Urlaubslektüre sein. Besonders für Griechenland Urlauber. Wie ganz nebenbei gibt es auch noch etwas vom Land zu erzählen. Über den Autoren: Nikos Milonás alias Frank D. Müller hat sich bereits im Alter von 17 Jahren bei seiner ersten Kreta-Reise in die Mittelmeerinsel verliebt. Aus einem kühlen norddeutschen Sommer kommend, war er überwältigt, als er vom Schiff aus die Küste sehen konnte und der intensive Duft von wildem Thymian übers Meer zu ihm herüberwehte. Seither verbringt er so viel Zeit wie möglich auf Kreta und hat Land und Leute fest ins Herz geschlossen. In seinem deutschen Leben wohnt der gebürtige Hamburger in München, arbeitet als Regieassistent und Dokumentarfilmer und ist (Co-)Autor diverser TV-Sendungen (u.a. "München 7").

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://www.fischerverlage.de/

Samstag, 23. März 2024

Zeitreise durch die Kölner Südstadt

Foto: Lydia Tress

Chargesheiner, Niedecken, Wirdeier "Fotogeschichten Kölner Südstadt", Emons Verlag,
240 Seiten, 49,95 EUR, ISBN 978-3-7408-2008-4    Wo die kölsche Seele wohnt – eine Zeitreise durch die Kölner Südstadt und ein wunderbarer Bild- und Textband über ein urkölsches Viertel. 

Der legendäre Fotograf Chargesheimer war ab 1955/1956 für mehrere Projekte häufig in der Kölner Severinstraße und den benachbarten Straßen mit seiner Kamera unterwegs, um das Alltagsleben festzuhalten. Seine Aufnahmen – viele davon noch nie veröffentlicht – sind Zeugnisse einer vergangenen Epoche der Nachkriegszeit und Belege einer einfühlsamen, den "kleinen Leuten" zugewandten Fotografie.

Eusebius Wirdeier entdeckte den Schatz bei Recherchen im Rheinischen Bildarchiv und editierte ihn für dieses Buch. Wolfgang Niedecken, im Severinsviertel aufgewachsen, steuert private Bilder aus seinem Familienarc Tresshiv bei und erzählt über seine Kindheit zwischen Vringspooz und Nächelsjass. Fotografien, die Eusebius Wirdeier zwischen 2019 und 2023 in der Kölner Südstadt aufnahm, führen in die Gegenwart.

Der großformatige Schwarz-Weiß-Band erzählt die Geschichte eines Veedels im Herzen der Stadt. Der lesenswerte Text und die eindrucksvollen Bilder fügen sich zu einem wertvollen Stück lokaler Geschichtsschreibung zusammen. Der Band hält Erinnerungen lebendig, weckt Emotionen und macht Umbrüche und Wandel erkennbar. Fotogeschichten als Zeitreise – authentisch, lebendig, berührend.

Biografien im Klappentext
(Foto: Lydia Tress)

Über das Buch: Herrlich, wie Wolfgang Niedecken seine geliebte Ramakiste öffnet und den Lesern des Buches die Chance gibt, seine privaten Schätzchen ansehen zu können. Viele von uns werden ihren "Rama-Karton" besitzen und manchmal wehmütig in ihm wühlen.

Ein Blick aus Niedeckens Küchenfenster gibt die davorliegende Severinstorburg frei, wer kann schon solch eine Fotografie präsentieren? Nachkriegszeiten, als wir die 1950er-Jahrgänge auf zerbombten Grundstücken und in Abbruchhäuser spielten. Den Krieg kannten wir zum Glück nur aus Erzählungen unserer Eltern, Oma und Opa. In den Schulen wurde zu dieser Zeit kaum darüber gesprochen. Den Erwachsenen hing das Grausen noch in den Gliedern. Darum ist es wichtig, solche Zeitdokumente zeigen zu können. Erinnerungen werden wach, Foto um Foto.

Eusebius Wirdeier sieht die Südstadt aus seiner jetzigen Perspektive und bringt seine Motivauswahl ebenso auf dem Punkt, wie es einst Chargesheimer praktizierte. Jeder hat seine Zeit festgehalten und das im besten Schwarz-weiß.

Ein meisterliches Fotobuch, das in keinem Kölner Haushalt fehlen sollte. Zwischen den Buchdeckeln wird Geschichte wach und Geschichten erzählt. Tolle Texte vervollständigen das Werk und handgemachte Songtexte von Wolfgang Niedecken über seine heiß geliebte Südstadt sind das Sahnehäubchen. Hier wird ein Stück Stadtgeschichte von drei ganz besonderen kreativen Menschen erzählt.
(Text: H.T.)

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://emons-verlag.de/

Tony Cragg "Please Touch!"

Foto: Lydia Tress

Tony Cragg "Please Touch!" bis zum 26. Mai 2024 im Düsseldorfer Kunstpalast.    
Als ich Tony Cragg bei einem Presserundgang im Skulpturenpark Waldfrieden einmal beobachtete, als er eine seiner Skulpturen mit den Ärmeln säuberte, war er nicht begeistert, das sein Werk begrapscht oder gar beklettert wurde.

Foto: Lydia Tress

Nun, einige Jahre später, bei seiner aktuellen Ausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast, kostete es ihm bestimmt einiges an Überwindung, wenigstens das Berühren seiner Werke zuzulassen. In dieser Ausstellung dürfen es die Besucher ausdrücklich und sie machen auch regen Gebrauch davon.

Atelier Einblicke, hier ist das Berühren tabu.
(Foto: Lydia Tress)

Ich selbst kann mich nicht dazu hinreißen lassen, ich ziehe es vor, sie mit meinen Augen zu erkunden, ihre Formen nachzublicken. Aber für blinde und sehbehinderte Mitmenschen kann dieses Zulassen des Berührens zu einem Kunsterlebnis werden. Danke Tony Cragg, vielleicht finden sich diesbezüglich kreative Nachahmer. 

Foto: Lydia Tress

Text: Horst Tress, Fotos: Lydia Tress

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://www.kunstpalast.de/de/

Freitag, 22. März 2024

Neu gedacht: Das Kölnische Stadtmuseum

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker
und Museumsdirektor Dr. Matthias Hamann.
Foto: Lydia Tress
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Das Kölnische Stadtmuseum befindet sich in einem Transformationsprozess, weg von einem klassischen hin zu einem modernen, innovativen Museum mit einem neuen Corporate Design, einem neuen Leitbild sowie neuer Veranstaltungsformate wie der POP-UP-Bar in der Pre-Opening Phase. Mit dem Umzug in das ehemalige Modehaus Sauer und der Neueröffnung des Hauses beginnt für das Museum nun eine neue Ära.

Wolf Vostell hatte 1969 dieses Objekt gestaltet.
Foto: Lydia Tress

Das Kölnische Stadtmuseum begreift sich als zentralen Ort für die Kölner Geschichte und ist identitätsstiftend für die Stadtgesellschaft. Wie im Leitbild verankert, zielt das Museum darauf ab, die Stadtgesellschaft einzubinden und ihre Diversität abzubilden. Das Haus erzählt nicht nur Geschichte FÜR alle, sondern versteht die Stadtgeschichte auch als eine Geschichte VON allen. Diese wird im neuen Museum mit all ihren Facetten neu und anders präsentiert.

Erinnerungen an alte Markenprodukte.
Foto: Lydia Tress

Köln ist eine unverwechselbare Stadt mit spannenden Geschichten. Das Kölnische Stadtmuseum geht mit seiner neuen Dauerausstellung ungewöhnliche Wege. Präsentiert werden Zeugnisse der Vergangenheit und die urbane Kultur von heute. Sie alle erzählen von Dramen und Komödien des Zusammenlebens in dieser Stadt: vom Kampf um Macht, von Hochmut und Demütigung, von Liebe und Fürsorge, Stolz und Leidenschaft, Lust und Genuss. Anstatt die Geschichte Kölns lexikonartig zu präsentieren, setzt das neue Konzept auf einen frischen und innovativen Zugang, ohne jedoch gänzlich auf Chronologie zu verzichten.

760qm Platz um gleichzeitig 200 Besuchern
die Geschichte Kölns zu präsentieren.
Foto: Lydia Tress

Der öffentliche Teil des neuen Kölnischen Stadtmuseums erstreckt sich über vier Ebenen sowie ein großzügiges Foyer samt Museumsshop. Die Ausstellung ist in drei zentrale Bereiche gegliedert: in einen Raum der Stadtgeschichte, acht Frageräume und einen sogenannten „Open Space“.

(Text: Kölnisches Stadtmuseum, Fotos: Lydia Tress)

Einblick in die Ausstellung. Foto: Lydia Tress

Köllefornia's Internet-Tipp:

https://www.koelnisches-stadtmuseum.de/

Donnerstag, 21. März 2024

Bilder im Kopf, Körper im Raum

Franz Erhard Walther (Foto: Lydia Tress)

„Bilder im Kopf, Körper im Raum“ Franz Erhard Walther, Bundeskunsthalle Bonn, 22. März bis 28. Juli 2024
     Aufgrund einer andauernden Aktualität und Relevanz für die gegenwärtige Kunst und auch zu Ehren seines 85. Geburtstages plant die Bundeskunsthalle für das Jahr 2024 eine große Übersichtsausstellung zum Werk von Franz Erhard Walther (*1939). Gerade im Rheinland – einer wichtigen Studien- und Wirkungsstätte – ist eine Retrospektive ein Desiderat. 

Foto: Lydia Tress

Franz Erhard Walther formuliert Anfang der 1960er – im Umfeld des Minimalismus und jenseits des klassischen Verständnisses von Skulptur und Malerei – einen neuen Werkbegriff, der die Betrachter als Akteur mit einbezieht: Sein Erster Werksatz (1963–1969) aus 58 aktivierbaren Elementen ist legendär. Damit belegt der Künstler den Begriff von Skulptur und dem des Rezipienten als eine grundlegende Hinterfragung und versteht die ausgeführte „Handlung als Werkform“: Gesten und Handlungen werden zum essentiellen Bestandteil der Arbeit. 

Foto: Lydia Tress

Franz Erhard Walther wurde – nicht zuletzt auch durch sein überragendes Engagement als Professor an der Hochschule für bildende Künste Hamburg zu einem der bedeutendsten und einflussreichsten Künstler und Lehrer Deutschlands. Die kunsthistorische Bedeutung seines Werkes ist unumstritten. 

Foto: Lydia Tress

Schon im Frühwerk beschäftigt sich der Künstler mit dem Prozessualen als Gestaltungsprinzip, während seiner Zeit in Düsseldorf spielen Experiment und Innovation eine große Rolle. Seit Anfang 1963 wird Stoff – ein bis dahin ungebräuchliches künstlerisches Material – für die Herstellung fast aller Aktivierungsobjekte verwendet. In den Wandformationen der 1980er-Jahre erzielt er eine unvergleichbare Verschränkung von Malerei, Skulptur und Architektur, die sich bis heute fortsetzt. 

Foto:Lydia Tress

Die Ausstellung soll eine konzentrierte, repräsentative Auswahl von handlungsbasierten Arbeiten präsentieren sowie Zeichnungen „als Innenblick“ aus verschiedenen Perioden. Frühe Arbeiten, wie die Handstücke, Schreitsockel oder die Raumelemente führen zum Ersten Werksatz, dem verschiedene Wandformationen, Configurations, das Neue Alphabet oder die Handlungsbahnen folgen. Filmische Dokumente, auch neue Aufnahmen vor Ort, belegen zudem die Zeitlichkeit der verschiedenen Handlungen / Aktivierungen durch den Künstler und die Partizipierenden. Manche Exponate in der Ausstellung, ebenso eigens angefertigte ‚Exhibition Copies‘, können aktiviert werden. Durch die Interaktion zwischen Körper und Objekt wird jeder selbst zum Teil des Kunstwerks. 

Foto: Lydia Tress

Die Ausführenden schaffen ihre eigenen Erzählungen und das Werk ist in einer ständigen Veränderung begriffen: Werk, Körper, Ort und Raum verschmelzen in ungewohnter Weise zu einer Einheit, die neue Erfahrungen im Umgang mit Kunst und sich selbst generieren. Ein umfangreicher Katalog (erscheint erst im Juni) wird Neuaufnahmen der Werkaktivierungen enthalten; auch eine umfangreiche Social Media-Kampagne wird die Ausstellung flankieren. 

Die Ausstellung ist eine Kooperation der Bundeskunsthalle mit der Franz Erhard Walther Foundation und wird für weitere internationale Stationen konzipiert.

Kuratorinnen: Susanne Kleine, Eva Kraus, Susanne Walther

(Text: Bundeskunsthalle, Fotos: Lydia Tress)

Köllefornia's Internet-Tipp: