Mittwoch, 18. September 2024

Identifikation und Empowerment

Abbildung: Wagenbach

Wolfgang Ullrich "Identifikation und Empowerment", Verlag Klaus Wagenbach,
225 Seiten, 24,- EUR, ISBN 978-3-8031-3745-6    Die neue Kunst ist kooperativ und achtsam, sie motiviert – und stört nicht. Aber sollte Kunst nicht zur Veränderung anstiften? Und was verrät der Siegeszug der Identifikation über die gesellschaftlichen Verhältnisse? Wolfgang Ullrichs Antworten zielen direkt ins nervöse Herz der Gegenwart. Die autonome Kunst der Moderne setzte auf Differenzerfahrung: das Kunstwerk als das Andere, Außeralltägliche, das verwirrt, aufrüttelt und bestenfalls zu Korrekturen am Entwurf von Selbst und Gesellschaft anregt. Doch in den letzten Jahren haben neue Formen des Umgangs mit Kunst international an Dominanz gewonnen: Viele Betrachter erwarten Verbindendes und Gemeinschaftsbildendes. Sie wünschen sich Bestärkung und Unterstützung, kurz: Identifikation und Empowerment. Immer häufiger verknüpft sich Kunst mit politischen, aktivistischen und auch konsumistischen Anliegen. Wird die Kunst so zum bloßen Energieriegel für den leichten Verzehr zwischendurch – oder doch zur Wegbereiterin einer gerechteren Gesellschaft? Und wer verteidigt noch die Autonomie der Kunst? Wolfgang Ullrich schärft das post-autonome Profil und führt die historisch vielleicht gar nicht so neue Kunst an die Triggerpunkte des gesellschaftlichen Diskurses: Debatten um die Documenta und kulturelle Aneignung, den Protest der Letzten Generation und die Sozialen Medien im Spannungsfeld von Bekenntnisdrang und Polarisierung.
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Der Autor, ein ehemaliger Hochschulprofessor in Karlsruhe, wirft einen interessanten Blick auf die Kunstszene. Seit Duchamp hatte sich bereits vieles verändert, seit Social Media kam noch einmal ein anderes, ein neues Bild des Künstlers zum Vorschein. Viele Akteure sehen sich als Stars, die ihre Fans bedienen und sich als solche in geeigneten Blasen aufhalten oder wird heutige Kunst für den schnellen Verzehr geschaffen? Wolfgang Ullrich versucht Antworten auf diese und andere Fragen zu geben. Dabei geht es auch um kulturelle Aneignungen, den Politisierungsgedanken und ob es künftig eine ganze andere Kunst geben wird. Über den Autoren: Wolfgang Ullrich, geboren 1967 in München, studierte dort ab 1986 Philosophie, Kunstgeschichte, Logik / Wissenschaftstheorie und Germanistik. 1994 promovierte er mit einer Dissertation über das Spätwerk und Ereignis-Denken Martin Heideggers. Neben Lehraufträgen an verschiedenen Hochschulen war er von 1997–2003 als Assistent am Institut für Kunstgeschichte der Akademie der Bildenden Künste in München, 2003/04 war er Gastprofessor für Kunsttheorie an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Seine Professur für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, die er seit 2006 innehatte, legte er 2015 nieder. Seither lebt er als freier Autor in Leipzig. Zahlreiche Publikationen, insbesondere zur Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, über moderne Bildwelten sowie Wohlstandsphänomene.

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://www.wagenbach.de/