Samstag, 2. Dezember 2023

Die Totenbraut

Abbildung: S. Fischer

Jen Williams "Die Totenbraut", S. Fischer Verlag,
416 Seiten, 16,- EUR, ISBN 978-3-596-00193-4    In einem malerischen Küstenort verschwindet ein Mädchen. Am helllichten Tag, am Strand. Nicht das erste Mädchen, das hier in den letzten Jahren verschwunden ist. Charlie ist mit ihrer Nichte nach Hithechurch gefahren, um für ein Buch zu recherchieren. Was niemand ahnt: Charlie kennt den Ort nur zu gut, hat sich doch hier in den 1980er Jahren ihr Leben in nur einer Nacht dramatisch verändert. Doch die Vergangenheit scheint nicht zu ruhen, bei ihren Nachforschungen stößt sie auf schier Unfassbares.
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Ein Roman einer in England hochgelobten und bepreisten Autorin. Das aktuelle, in Deutsch erschienene Buch ist nichts für schwache Gemüter, aber total spannend und fesselnd geschrieben. Für alle Leser, die etwas heftigere Zeilen mögen. Über die Autorin: Jen Williams lebt mit ihrem Partner und einer unmöglichen Katze im Südwesten von London. Schon als Kind war sie fasziniert von Drachen, Hexen und gruseligen Märchen. Für ihre Bücher im Fantasy-Bereich wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Wenn sie keine Bücher oder Beiträge für Magazine schreibt, arbeitet sie als Buchhändlerin und freiberufliche Redakteurin.

Köllefornia's Internet-Tipp:
https://www.fischerverlage.de/

Der neue Kunstpalast

Anfang vom Rundgang (Foto: Lydia Tress)

Nachdem die Umbauten und die Neugestaltung der Räume im Düsseldorfer Kunstpalast beendet sind, können die Besucher sich auf einen fantastischen Rundgang im Museumsgebäude freuen.

Foto: Lydia Tress

Die Ausstellungsfläche wurde durch intelligentes sowie spannendes Vermischen von Alte Meister (Cima da Conegliano, Giovanni Bellini, Lucas Cranach d. Ä., Rubens), Moderne (Marc, Kandinsky), Möbel (Bauhaus, Jugendstil) und jüngerer Kunst (Immendorff, Beuys, Günther Uecker, Gerhard Richter, Daniel Spoerri) auf ein Top Level gebracht.

Gemälde von Karin Kneffel (Foto: Lydia Tress)

Ein tolles Haus mit wunderbarer Kunst, bestens in Szene gesetzt, für alle Freunde der Kunst ein Muss. (Text: H.T.)

Foto: Lydia Tress

Köllefornia's Internet-Tipp: https://www.kunstpalast.de/de/

Samstag, 25. November 2023

Neues von Suhrkamp und Insel

Abbildungen: Suhrkamp / Insel

Candice Fox "Stunde um Stunde", Suhrkamp Verlag,
475 Seiten, 18,- EUR, ISBN 978-3-518-47358-0    Die junge Tilly Delaney ist vor zwei Jahren auf mysteriöse Weise verschwunden. Die Polizei von Los Angeles hat ihren Fall inzwischen längst zu den Akten gelegt und stuft sie als ertrunken ein. Aus Verzweiflung über die Untätigkeit des LAPD dringen ihre Eltern, Ryan und Elsie Delaney, in das forensische Labor der Strafverfolgungsbehörden ein und stellen ein Ultimatum: Findet endlich unsere Tochter, oder wir werden Stunde um Stunde alle Beweise für andere ungeklärte Fälle vernichten. Detective Charlie Hoskins ist seit fünf Jahren undercover in einer mörderischen Motorradgang tätig. Als seine Tarnung auffliegt, hat er keine andere Wahl, als Tilly selbst zu finden, oder er verliert alles, wofür er gearbeitet hat, sollte das Labor brennen. Lynette Lamb war Polizeibeamtin ‒ bis gestern, als sie vor ihrem ersten Einsatz in Los Angeles gefeuert wurde. Herauszufinden, was mit Tilly passiert ist, ist ihre einzige Chance, wieder in den Beruf einzusteigen, auf den sie sich ihr ganzes Leben lang vorbereitet hat. Hoskins und Lamb müssen sich zusammentun, um diesen "cold case" zu lösen, und sie müssen schnell handeln ‒ bevor die Situation völlig außer Kontrolle gerät.
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Wer ein spannendes Buch sucht, wird mit diesem Roman voll auf seine Kosten kommen. Hier stimmt von der ersten bis zur letzten Seite einfach alles, was einen guten Thriller aufzeichnen sollte. Über die Autorin: Candice Fox stammt aus einer eher exzentrischen Familie, die sie zu manchen ihrer literarischen Figuren inspirierte. Nach einer nicht so braven Jugend und einem kurzen Zwischenspiel bei der Royal Australian Navy widmet sie sich jetzt der Literatur, mit akademischen Weihen und sehr unakademischen Romanen. Für den ersten und zweiten Teil ihrer Trilogie "Hades und Eden" wurde sie 2014 und 2015 mit dem Ned Kelly Award ausgezeichnet.

Veronica Lando "Der flüsternde Abgrund", Suhrkamp Verlag, 370 Seiten, 18,- EUR, ISBN 978-3-518-47366-5    Callum Haffenden hatte sich geschworen, nie wieder nach Granite Creek zurückzukehren, dorthin, wo der australische Regenwald auf ein zerklüftetes Felsenmeer trifft, The Boulders, in dem immer mal wieder Leute, oft Kinder, den Tod finden ‒ in die Tiefe gestürzt, angeblich verlockt durch ein unheimliches Flüstern. Doch dreißig Jahre nach einem Unfall, der sein Leben erschüttert hat, kehrt er wieder in seine Heimatstadt zurück, denn ein Mann ist im Regenwald verschwunden, den er für seinen Sohn hält, und als dessen Leiche bei den berüchtigten Felsbrocken auftaucht, vermutet Callum ein Verbrechen. Bei seiner Suche nach Antworten kommt auch das jahrzehntealte Geheimnis zweier verschwundener Mädchen ans Licht, und in einer Stadt von der Größe Granite Creeks hat jeder etwas zu verbergen. Bald häufen sich die Verdächtigen.
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Etwas für starke Nerven. Das der Regenwald im Fokus eines Thrillers steht, hat man so noch auch nicht alle Tage gelesen. Eine neue und Bestseller verdächtige Stimme aus Australien. Über die Autorin: Veronica Lando, australische Krimiautorin, gewann 2021 den Banjo Prize for Fiction für ihr damals noch unveröffentlichtes Manuskript "Der flüsternde Abgrund". Sie lebt mit ihrer Familie in Townsville/Queensland, Australien.

Theresa Prammer "Ausgelöscht", Insel Taschenbuch, 351 Seiten, 12,- EUR, ISBN 978-3-458-68304-9    Zwei vermisste Frauen tauchen gleichzeitig nach drei Wochen wieder auf - eine in Berlin, die andere in Wien. Für beide scheinen nur zwei Tage vergangen zu sein. Noch merkwürdiger sind ihre exakt gleichen Erinnerungen an die Entführungen. Die Ermittler sind ratlos und holen die Erinnerungsforscherin Lea Goldberg ins Team, die zurückgezogen in Wien lebt und seit einem Fehlurteil arbeitsunfähig ist. Ein Jahr zuvor beurteilte sie einen Angeklagten falsch, der daraufhin freikam und einen Mord beging. Die renommierte Psychiaterin Barbara Kirsch unterstützt die Ermittlungen in Berlin. Zusammen versuchen sie, die versteckten Erinnerungen der Frauen zu entwirren. Doch als die beiden Psychologinnen sich treffen, löst dies eine Katastrophe aus.
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Tolle Idee für eine unheimliche Geschichte. Der Roman lebt von Manipulationen, die selbst dem Leser plausibel erscheinen lässt sowie einem überzeugenden Schreibstil. Über die Autorin: Theresa Prammer, 1974 geboren in Wien, arbeitet nach verschiedenen Engagements als Schauspielerin mittlerweile als Regisseurin und schreibt Krimis und Familienromane. Sie lebt abwechselnd in Wien und in Reichenau an der Rax.

Was wir nie verzeihen

Abbildung: Lübbe

Arttu Tuominen "Was wir nie verzeihen", Lübbe Verlag,
400 Seiten, 17,- EUR, ISBN 978-3-7857-2859-8    Eine Mordserie an älteren, pflegebedürftigen Männern hält die finnische Kleinstadt Pori in Atem. Als Kommissar Jari Paloviita eine SS-Uniform in der Wohnung eines der Mordopfer findet, nehmen die Ermittlungen eine unerwartete Wendung. Es stellt sich heraus, dass einer der Ermordeten in den 40er Jahren freiwillig an der Seite der Deutschen gekämpft hat. Aber trifft das ebenfalls auf Albert Kangasharju zu? Warum kommen die vermuteten Kriegsverbrechen erst jetzt ans Licht? Und wer ist es, der sich nach so vielen Jahrzehnten auf diesen brutalen Rachefeldzug für womöglich ungesühnte Taten macht?
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Skandinavien soll das Land sein, wo die glücklichsten Menschen leben. Der Autor allerdings sagt, dass die Selbstmordrate sehr hoch wäre. Da Arttu Tuominen über einen sehr angenehmen Erzählstil verfügt, taucht man sachte in der nördlichen Welt und einem nicht alltäglichen Kriminalfall ein. Hier erfährt man auch einiges über die Geschichte und die Zeit des 2. Weltkrieges. Über den Autoren: Arttu Tuominen, geboren 1981, wurde für seinen Kriminalroman Was wir verschweigen in Finnland vielfach ausgezeichnet. Kritiker und Leser waren begeistert von den geschickt in die Story verwobenen Rückblenden in die Kindheit der Protagonisten sowie der sensiblen Zeichnung der komplexen Charaktere. Arrtu Tuominen lebt mit seiner Familie in der Küstenstadt Pori, in Mittelfinnland, dem Schauplatz des vorliegenden Krimis. Neben dem Schreiben hervorragender Kriminalromane arbeitet der Autor auch als Ingenieur für Umwelttechnik.

In the Blink of an Eye

Abbildung: Piper

Jo Callaghan "In the Blink of an Eye", Piper Verlag,
448 Seiten, 17,- EUR, ISBN 978-3-492-06334-0    Die verwitwete Ermittlerin Kat kennt sich mit Verlust aus, Vermisstenfälle sind ihre Spezialität. Auf ihre untrüglichen Instinkte und ihr Bauchgefühl kann sie sich verlassen. Nun wird ihr im Rahmen eines Pilotprojekts der Polizei die künstliche Intelligenz Lock zur Seite gestellt, die in Form eines Hologramms in Erscheinung tritt und auf nüchternen Datenanalysen basiert. Locks regelkonforme, logikorientierte Art kollidiert mit Kats intuitivem Vorgehen, und doch sollen sie gemeinsam alte Vermisstenfälle lösen, um die Einsatzfähigkeit von KIs im Polizeidienst zu erproben. Künftig heißt es künstliche Intelligenz gegen menschliche Erfahrung, Logik gegen Instinkt. Werden sie einen gemeinsamen Nenner finden? Und können sie die Fälle lösen und weitere Verbrechen verhindern?
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Oh, was für ein aktuelles Thema und dazu noch so spannend aufbereitet. Hier geht es um künstliche Intelligenz und was daraus entstehen kann. Sehr spannender, erzählter Lesestoff, der einen magisch dazu zwingt, immer weiter zu lesen. Über die Autorin: Jo Callaghan arbeitet hauptberuflich als leitende Unternehmensstrategin und hat die zukünftigen Auswirkungen von künstlicher Intelligenz und Genforschung auf die Arbeitswelt erforscht. Nachdem sie ihren Mann 2019 an Krebs verlor, begann sie an ihrem Kriminalroman-Debüt zu schreiben. Sie lebt mit ihren beiden Kindern in den Midlands und arbeitet derzeit am zweiten Band der Reihe.

Mittwoch, 15. November 2023

Leben nach dem Tod

Abbildung: Heyne

Marcel Häußler "Kant und das Leben nach dem Tod", Heyne Verlag,
304 Seite, 16,- EUR, ISBN 978-3-453-42850-8    Im Hofoldinger Forst nahe der A8 wird der abgetrennte Arm eines alten Mannes gefunden. Der Befund der Rechtsmedizin macht die Sache nur noch rätselhafter: Offenbar war der Arm über einen längeren Zeitraum tiefgekühlt, ehe er in dem Waldstück deponiert wurde. Die Spuren führen Hauptkommissar Kant und sein Team in eine Hochhaussiedlung im Münchner Stadtviertel Hasenbergl. Doch niemand in der Nachbarschaft scheint das Opfer zu kennen. Und der einsame alte Mann ist nicht der Einzige aus der Siedlung, der verschwindet. Welche finstere Wahrheit versteckt sich hinter den Wohnungstüren?
Köllefornia informiert:    Über das Buch: Auch mit diesem Roman überzeugt Häußler. Er schreibt wie erwartet unterhaltsam, spannend und stellenweise gruselig. Aber genau so sollte ein guter Kriminalroman aufgebaut sein. Über den Autoren: Marcel Häußler wurde 1970 in Essen geboren. Um die Jahrtausendwende arbeitete er in Köln als Kameraassistent und Cutter, als ihn die Liebe aus der Großstadt in ein bayerisches Dorf verschlug. Zwei Jahre später zog es ihn aus der Provinz nach München. Heute lebt er halb in Deutschland, halb in Portugal. Er veröffentlichte mehrere Kurzgeschichten, schrieb an Drehbüchern mit und übersetzte über dreißig Romane aus dem Englischen.

Dienstag, 14. November 2023

Tolles Fotobuch von Barbara Klemm erschienen

Abbildung: Steidl

Barbara Klemm "Frankfurt Bilder", Steidl Verlag,
264 Seiten, 40,- EUR, ISBN 978-3-9699-9270-8    Das Historische Museum Frankfurt zeigt vom 9. November bis zum 1. April die Ausstellung: Seit Mitte der 1960er Jahre hat Barbara Klemm das Leben in der Mainmetropole beobachtet und fotografisch dokumentiert, sie hat Geschichte geschrieben und Geschichte festgehalten – auch wenn es um bloße Zeitgenossenschaft oder ihr persönliches Umfeld ging. "Am Grund ihrer geräumigen Handtasche ist jederzeit mindestens mit ihrer kleinen Leica zu rechnen" (FAZ). Auch ihre vielen Straßen-, Stadt- und Menschenbilder aus aller Welt sind so entstanden: Wenn der Auftrag der Redaktion, der Anlass der Reise, bearbeitet war, behielt sie die Kamera in der Hand. Mit ihren Aufnahmen vom NPD-Bundestagswahlkampf im Juli 1969 wurde sie europaweit bekannt: das Bild der feisten, behelmten NPD-Ordner vor der Frankfurter Volksbühne druckte der Lokalteil der FAZ. Der Spiegel, Paris Match und Observer druckten es nach. Und die Bilder wirkten: Sie trugen dazu bei, dass die Partei an der Fünfprozenthürde scheiterte. Klemms Bilder der Frankfurter Studentenbewegung, von Adorno und Horkheimer, erlangten ebenfalls rasch nationale und internationale Bedeutung. Anders als ihre Redaktionskollegen, die unter ständigem Zeitdruck standen, interessierte sich Barbara Klemm für die Anliegen der Studierenden, blieb oft länger bei den Veranstaltungen und Debatten, erhielt so einen anderen Zugang. Barbara Klemm ist eine Bildjournalistin mit dem untrüglichen Sensorium für den richtigen Augenblick. Und sie ist persönlich und fotografisch eng mit Frankfurt verbunden. Dieser Verbindung widmet sich ihr neues Buch.

Köllefornia informiert über die Fotografin:    Barbara Klemm, geboren 1939 in Münster, wuchs als Tochter der Bildhauerin Antonia Klemm und des Malers Fritz Klemm, Professor an der Karlsruher Akademie, auf. Nach früh beendeter Schulzeit begann sie eine Lehre im Karlsruher Fotoatelier von Jule Bauer und schloss mit der Gesellenprüfung ab. 1959 zog sie nach Frankfurt und begann, für die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu arbeiten. Von 1970 bis 2005 war sie Redaktionsfotografin, zuständig für Politik und Feuilleton. Dafür und auch für ihre weltweiten Fotoreportagen wurde sie vielfach ausgezeichnet und zählt heute zu den bekanntesten deutschen Fotografinnen. Menschen in Politik und Kultur sowie ihre weltweiten Fotoreportagen ist sie über Deutschland hinaus bekannt und wurde vielfach ausgestellt und ausgezeichnet. Erstmals präsentiert diese Ausstellung mit 230 Bildern eine große Auswahl ihrer Blicke auf Frankfurt, von der Fotografin selbst vergrößerte Barytabzüge. Barbara Klemm ist ”teilnehmende Beobachterin”, eine Bildjournalistin mit dem untrüglichen Sensorium für den richtigen Moment und das gute Bild. 


Ihre Anfänge als Fotografin liegen in Karlsruhe, wo sie aufwuchs: In der Künstlerfamilie von Fritz und Antonia Klemm. Sie erlernte das fotografische Handwerk im Karlsruher Fotoatelier von Jule Bauer. Nach der Gesellenprüfung zog sie 1959 nach Frankfurt und begann ihre Tätigkeit im Dienst der FAZ – zuerst in der Klischeeherstellung und im Fotolabor, noch nicht als Fotografin. Hier im Frankfurt der 1960er Jahre – in der zweifachen Hauptstadt, des ”Wirtschaftswunders” wie der westdeutschen Studentenbewegung - entwickelte sie früh ihr fotografisches Können. Der Redaktionsfotograf Wolfgang Haut wurde ihr Mentor. Ihre Aufnahmen vom NPD-Bundestagswahlkampf im Juli 1969 machten sie europaweit bekannt: Das Bild der feisten, behelmten NPD-Ordner vor dem Cantate-Saal druckte der Lokalteil der FAZ am 28. Juli 1969, daraufhin brachten es  Spiegel, Paris Match und Observer . Und die Bilder wirkten: Sie trugen dazu bei, dass die Partei an der Fünfprozenthürde scheiterte. 

Ihre Bilder von Adorno und Horkheimer im Mai 1969 sowie andere Motive der Studentenbewegung in Frankfurt erlangten ebenfalls schnell nationale und internationale Verbreitung. Die FAZ bot ihr dann 1970 eine Stelle als Redaktionsfotografin an. Ihre ebenso brillanten wie ungewöhnlichen Aufnahmen prägten zusammen mit den Bildern ihres Kollegen Wolfgang Haut rasch das Erscheinungsbild der Tiefdruckbeilage „Bilder und Zeiten”, die der FAZ-Samstagsausgabe bis 2001 beilag. Dadurch gewann sie schon in den 1970er Jahren eine wachsende Leserschaft, die mit ihren Bildern zu Fotokennern erzogen wurden. 

Das offene Interesse für Menschen, die empathische Haltung und das sichere Gespür für den Augenblick und die Komposition: Diese besondere Kombination war bereits bei den frühen Frankfurter Aufnahmen der 1960er Jahre da. Sie kennzeichnet ihr gesamtes journalistisches und freies Werk als Fotografin.

Eine formale Qualität ihrer Bilder ist die Schwarz-Weiß-Fotografie: Die Perfektion der gelernten Fotografin und Laborantin verband sich von Anfang an mit ihrer Virtuosität in der Nutzung sämtlicher Grautöne zwischen dem reinen Weiß und dem tiefen Schwarz. Von den Künstlereltern erlernte sie früh den Aufbau von guten Bildern zu erkennen: Als Reportage-Fotografin musste sie diese Bilder quasi schon sehen, bevor sie diese „Augenblicke” aufnehmen konnte. Dass sie dabei weder Blitz noch Stativ verwendete, machte ihre Aufnahmen von Anfang an unterscheidbar: Nicht nur wegen der so viel höheren Qualität des natürlichen Lichts, sondern auch wegen der „Selbstverständlichkeit” der Szenen und Motive, die das Auge des Betrachters sofort erkennt.