Samstag, 12. August 2023

Hörenswerte Jazz CDs, erst im September frisch ausgepackt

Foto: Köllefornia

Ania Paz Trio "Espacios", Label: JazzSick Records,
Vertrieb: The Orchard, Besetzung: Ania Paz (Klavier), Christoph Hillmann (Drums), Carmelo Leotta (Bass). Eine musikalische Reise voller Energie und der Duft von Freiheit in der Musikwelt. Ania Paz überzeugt durch ein rundweg intellektuelles Konzept des Albums. Die ursprünglich in Lateinamerika agierende Musikerin erweitert ihr bisheriges Schaffen durch die Mitarbeit zwei weiterer international tätigen Vollblutmusiker. Eine Scheibe die erfrischend, lebendig und trotzdem sehr innovativ daherkommt. Etwas besonderes für verwöhnte Hörgänge.

Heiner Schmitz "Heimatstücke", Label: JazzSick Records, Vertrieb: The Orchard. Besetzung: Heiner Schmitz (Saxophones), Martin Schulte (Guitars), Simon Seidl (Piano), Matthias Nowak (Upright Bass), Ralf Gessler (Drums). Heiner Schmitz hat sich mit seinem aktuellen Album dem Thema Zeit zugewandt. Vergangenes wird musikalisch aufgerollt - und zwar so, wie er es als Komponist versteht. Elf Titel, die von der Kindheit, Begegnungen und Orte handelt. Alles ohne Gesang, nur in der Sprache des Instrumentalen. Ein Bündel zum Hinhören und dahinschmelzen. Jeder Jazzliebhaber macht sich hier seine eigenen Gedanken und interpretiert diese wunderbaren Tracks zukunftsfähig. Schmitz möchte mit diesen Stücken nicht nur zurückschauen, auch seine Gedanken kreisen um eine bessere Zukunft.

Christian Pabst "The Palm Tree Line", Label: JazzSick Records, Vertrieb: The Orchard. Besetzung: Christian Pabst (Klaver und Rhodes), Francesco Pierotti (Kontrabass), Lorenzo Brilli (Schlagzeug), und als Gäste Federico Gili (Akkordeon), Ilaria Forciniti (Gesang). Ein warmer und glückverheißender Silberling, der hier erschienen ist. Eben typisch Christian Pabst, der immer wieder blendend versteht, unsere Hörmuscheln zu verwöhnen. Ein rhythmisches sowie melodisches Album, das durch den Gesang von Ilaria Forciniti hier und da verfeinert wird. Sozusagen als Sahnehäuptchen auf dem Album.

Köllefornia's Internet-Tipps:
www.aniapaz.com
www.heinerschmitz.de
www.christianpabst.com

Dienstag, 20. Juni 2023

"Susanna & Du" im Kölner Wallraf-Richartz-Museum

Blick in die Ausstellung (Foto: Lydia Tress)

"SUSANNA & DU", 21. Juni bis 15. Oktober 2023 im Wallraf-Richartz-Museum, Obenmarspforten, Am Kölner Rathaus, 50667 Köln 
   Ja, das nennt man mal eine kluge Strategie, Jugendliche, die sich im laufenden Kulturbetrieb zu Wort melden. Eine Gruppe junger Kuratorinnen startet mit Erlaubnis des Wallraf-Richartz-Museum einen Aufruf zum Thema "Susanna & Du". Eine Aufforderung an kreative Mitmenschen jeden Alters, sich als Echo zur bereits vergangenen Ausstellung alter Meister im Museum gezeigten Susanna-Ausstellung auszudrücken. 150 Künstler folgten diesem Aufruf zur Mitarbeit, 42 Künstler wurden ausgewählt.

Foto: Lydia Tress

Gerade in Zeiten von MeToo möchte man den Opfern von sexuellem Missbrauch und Belästigungen eine künstlerische Stimme geben. Eine Ausstellungsidee, die über sexuelle Übergriffe und das Machtgefälle zwischen Männern und Frauen berichtet. Sei es eine Deckeninstallation, die aus zerstückelten "Krawatten" besteht, sowie Gemälden, Fotografien, Zeichnungen, Video und Skulpturen. Aber als demokratisches Zeichen werden auch alle eingereichten Arbeiten, die keinen Platz im Ausstellungsraum gefunden haben, auf einem Bildschirm zu sehen sein. An einer Wand können auf regenbogenfarbenen Karten die eigenen Gedanken zum Thema von den Besuchern ausgedrückt werden.

Foto: Lydia Tress

Alles in allem hier zeigt sich, dass eine heranwachsende neue Generation sich fantastisch und vielversprechend ausdrücken kann, man sollte sie nur einmal lassen, um sich auszutesten. Dem Museumsdirektor Marcus Dekiert und seinem Team kann man für diese Möglichkeit einer Ausstellung einfach nur danken.

Die geschilderten Situationen der biblischen Susanna wurden rührend auf unterschiedlicher Art und Weise in die Jetztzeit transportiert. Eine begleitendes Programm mit Diskussionsrunden bis hin zu Poetry-Slam werden diese Schau unterstützend begleiten.

Samstag, 17. Dezember 2022

Blues vom Feinsten

Foto: Lydia Tress

Neu im Plattenregal: Richard Bargel „Dead Slow Stampede“, Clementine Musik, Nümbrecht    Richard Bargel mit seinen Kollegen Geert Roelofs (Schlagzeug), Jo Didderen (Kontrabass) und Fabio Nettekoven (Gitarre). Na, das ist ja eine super Scheibe, die frisch ausgepackt auf viele neue Besitzer wartet. Eine CD, die es übrigens auch in zwei unterschiedlichen Vinyl-Ausgaben gibt, macht richtig Spaß und erfrischt unsere Hörmuscheln.

Und noch etwas: Das Design der CD nebst den nicht üblichen Beiblättern anstatt eines Heftchens ist so gut gestaltet, das man diese CD schon deswegen erwerben sollte. Verantwortlich dafür ist Nora van Rijn. 

Foto: ©by Rainer Bültert

Montag, 5. September 2022

Realismus, Fluxus und Pop Art in Ahrweiler zu sehen

Von links nach rechts: Gerd Lieder, Marcus Diede, Detlef Lieffertz,
Bürgermeister Guido Orthen, Horst Tress, Kolja Senteur
und Thomas Baumgärtel (Bananensprayer) Foto: Baumgärtel

Eine Ausstellung, die man so nicht oft zu sehen bekommt: "Kapitalistischer Realismus, Sozialistischer Realismus, Fluxus, Deutscher Pop" lautet der Titel dieser Schau. Zu sehen im Stadtmuseum Ahrweiler - Weißer Turm, Altenbaustr. 5, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler. Vom 04. bis 25. September kann diese Ausstellung besucht werden. Mi.: 16-18 Uhr, Do. 17-19 Uhr, Fr.: 16-18 Uhr, Sa. und So. von 14-18 Uhr.

Thomas Baumgärtel neben seiner frisch
gesprayten Banane im Gespräch mit Marcus Diede.
 Foto: Lydia Tress

Liebhaber zeitgenössischer Kunst werden sich diese Auswahl nicht entgehen lassen. Es werden Werke von Hermann Albert, Thomas Baumgärtel, K.P. Brehmer, Bazon Brock, Moritz Götze, Wasja Götze, Endy Hupperich, Martin Kippenberger, Fritz Köthe, Uwe Lausen, Gerd Lieder, Detlef Lieffertz, Oskar Manigk, Heiner Meyer, Siegfried Neuenhausen, C.O. Paeffgen, Robert Rehfeldt, HA Schult, Kolja Senteur, Klaus Staeck, Hans Ticha, Horst Tress, Timm Ulrichs sowie Wolf Vostell gezeigt.

Über drei Etagen eine spannende und exzellent kuratierte Ausstellung von Marcus Diede. Geadelt wurde die Präsentation durch die Spraybanane des Kölner Bananensprayers Thomas Baumgärtel. Diese brachte er neben der Eingangstür des Stadtmuseum Ahrweiler - Weißer Turm an.

Eine Auswahl von Büchern zu den einzelnen Künstlern kann vor Ort in Augenschein genommen werden, um weitere Informationen zu erhalten. Außerdem ist ein ausführlicher Katalog mit Texten von Bazon Brock und Horst Tress, neben zahlreichen farbigen Abbildungen zur Ausstellung erschienen.

Donnerstag, 30. Juni 2022

Karin Kneffel im Max Ernst Museum

Horst Tress pustet die gemalte Kerze von Karin Kneffel aus.
(Foto: Lydia Tress)

Das Max Ernst Museum Brühl zeigt noch bis zum 28. August 2022 die Malerin Karin Kneffel.
Karin Kneffel wohl eine der begnadeten Künstlerinnen der Bundesrepublik, stellt zurzeit ihre Werke in der Nähe von Köln und Bonn aus. Genauer gesagt, im Max Ernst Museum Brühl des LVR, Comesstraße 42, / Max-Ernst-Allee 1, 50321 Brühl.

Die zweite von KÖLLEFORNIA bereits besuchte Ausstellung von Karin Kneffel, die Erste fand 2015 im Kölner Kollwitz Museum statt. Dort zeigte sie kleinere Arbeiten unter dem Titel "Fallstudien". Wir erinnern uns heute noch gerne an dieser fantastischen Schau mitten in der Rheinmetrople. Neben Tierporträts konnte man Aquarelle, die von Putzfrauen bei der Arbeit handeln, sowie rutschende Männer, die nur so purzeln und dahingleiten beobachten.

Die aktuelle Bilderauswahl erlebt eine rund herum gelungene Präsentation von überwiegend großen bis übergroßen Ölbildern. Ein Querschnitt ihres großartigen Oeuvres lädt zum Verweilen ein. Die Bilder korrespondieren mit dem Betrachter, sie geben Ernstes, Hintergründiges und auch Lustiges preis. Man kann in ihnen lesen. Alle Besucher werden sie verstehen, vom Kind bis zum Greis, die Leinwände offenbaren großes Können einer sympathischen Künstlerin.

Hiermit sei ein Besuch unbedingt zu empfehlen. Mit dem Auto oder der Regionalbahn ist das Museum problemlos zu erreichen. Und wer nach einem Besuch noch etwas entspannen möchte, sei der Brühler Schlosspark als direkter Nachbar des Museumsgeländes besonders ans Herz gelegt.

Sonntag, 3. Oktober 2021

Kuriose Kommunikation

Parkscheibe als Mail Art-Postkarte,
1980er Jahre Michael Berger,
Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Foto: © Bert Bostelmann/ MSPT

Kuriose Kommunikation. Ungewöhnliche Objekte und Geschichten aus der Sammlung 30. September 2021 bis 20. Februar 2022 im Frankfurter Museum für Kommunikation. 
Viele der gezeigten Gegenstände sind typisch für die jeweils gängigen Formen des Austauschs von Mitteilungen zu unterschiedlichen Zeiten. Sie erzählen von Kreativität und Witz, mitunter auch von Not und Mangel. Sie zeigen die Vielfalt der Dinge und Wege, die Technikerinnen, Erfinder und Laien entwickeln, um Botschaften zu überbringen. 

Die Ausstellung ist in sechs Themenbereiche gegliedert: „Es geht auch anders“, „Einzigartigkeit in Serie“, „Marke Eigenbau“, „Unterwegs“, „Gegen die Regeln“und „Technik, die begeistert?“. Dabei treffen Exponate aus allen Sammlungsstandorten, unterschiedlichen Epochen und Zusammenhängen aufeinander. 

Auftakt Jubiläumsjahr 2022: 150 Jahre Sammlungen „Mit dieser Ausstellung läuten wir das kommende Jubiläumsjahr ein: 2022 feiert die Museumsstiftung für Post und Telekommunikation 150 Jahre Sammlung. 

Die Sammlungen gehen zurück auf die Gründung des Reichspostmuseums 1872 in Berlin. Das Reichspostmuseum war eines der ersten und modernsten technikhistorischen Museen der Welt. Heute stellen sich ganz neue Herausforderungen an unsere Sammlungen. Unser Hauptaugenmerk der Sammlungsarbeit liegt auf der Frage: Wie können wir historische Zusammenhänge mit gegenwärtigen Prozessen verknüpfen, um Orientierungshilfe in Gegenwart und Zukunft zu bieten? 

Brief- Tischtennisschläger
Tischtennisschläger als Mail Art-Postsendung,
1981 Michael Berger, Foto: © Bert Bostelmann/ MSPT 

Mit ‚Kuriose Kommunikation‘ wird ein ungewöhnliches Schlaglicht auf das Arbeitsfeld des Sammelns geworfen.“ (Dr. Helmut Gold, Direktor Museum für Kommunikation Frankfurt und Leiter (Kurator) der Museumsstiftung Post und Telekommunikation).

Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation verfügt über eine der weltweit größten Sammlungen zum Thema Kommunikation. Seit rund 150 Jahren werden dort Objekte zusammengetragen, die die historische Entwicklung des Post- und Fernmeldewesens sowie die facettenreichen Erscheinungsformen der Kommunikation dokumentieren. Doch immer wieder finden sich in den Depots auch kuriose Objekte, die durch eine ungewöhnliche Nutzung überraschen, eine ausgefallene Geschichte oder ein besonderes Design – ein Telefon in Form eines Duschkopfes etwa oder ein Bierdeckel, der als Postkarte verschickt wurde. Die Ausstellung widmet sich diesen besonderen Objekten und geht der Frage nach, wie, warum und für wen eigentlich Museen sammeln.

Übrigens beherbergt das Museum für Kommunikation die Mail- Art-Sammlung von Lydia und Horst Tress (1970 bis in die 1990er Jahre)

Mittwoch, 10. März 2021

Joseph Beuys und die Intuitionskiste 1968

Foto: Horst Tress

Hartmut Kraft "Joseph Beuys - Intuition 1968", Kettler Verlag,
 100 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-86206-866-1    Das Multiple „Intuition“ von 1968 – eine kleine Kiste aus Fichtenholz, die Joseph Beuys Stück für Stück per Hand beschriftete – gehört sicherlich zu den bekanntesten Editionen des Künstlers. Insgesamt entstanden rund 12.000 signierte und auf das Jahr 1968 datierte Exemplare. Bei gleicher Konzeption hat jedes Exemplar Unikatcharakter – was seinen Reiz und seine Beliebtheit bei Sammlern erklärt. Aber welche Mitteilung transportiert diese Intuitions-Kiste? Und was bedeutete sie für Beuys selbst? Warum unterzog er sich dieser immensen Arbeit?

Das Buch gibt Einblick in die Entstehungsgeschichte, Deutungsmöglichkeiten und Variationen des Multiples durch Beuys wie auch durch andere Künstler und untersucht in der Folge das Motiv der „leeren Kisten“ im Werk des Künstlers sowie seine Bedeutung für Beuys’ transformative Krise Mitte der 1950er-Jahre.

Statements von Sammlern, Galeristen, Künstlern und Kunstkritikern sowie bisher unveröffentlichte Auszüge aus Beuys’ Briefen an seine Eltern eröffnen eine Vielzahl weiterer Aspekte zur Rezeption des Multiples.

Köllefornia informiert:     Über das Buch: Passend zum 100.  Geburtstag von Joseph Beuys erscheint dieses spannende Buch. Selbst Eva Beuys hat diese Publikation mit Briefen von und an ihrem Mann ergänzt. Weiterhin runden das ausführlich behandelte Thema Statements von unterschiedlichen Personen ab. Darunter Walter König, Franz von der Grinten, Horst Tress, Johannes Stüttgen und einige mehr. Dieses Buch hat im großen Beuysoeuvre gefehlt. Glückwunsch. Über den Autoren: Prof. Dr. med. Hartmut Kraft, Psychoanalytiker, Kunstsammler, Ausstellungskurator und Autor in Köln. Der Nervenarzt hat zahlreiche Bücher über Kunst, Ethnologie und Psychoanalyse geschrieben. Er ist Honorarprofessor an der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn.