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Abbildung: Steidl |
Barbara Klemm "Frankfurt Bilder", Steidl Verlag, 264 Seiten, 40,- EUR, ISBN 978-3-9699-9270-8 Das Historische Museum Frankfurt zeigt vom 9. November bis zum 1. April die Ausstellung: Seit Mitte der 1960er Jahre hat Barbara Klemm das Leben in der Mainmetropole beobachtet und fotografisch dokumentiert, sie hat Geschichte geschrieben und Geschichte festgehalten – auch wenn es um bloße Zeitgenossenschaft oder ihr persönliches Umfeld ging. "Am Grund ihrer geräumigen Handtasche ist jederzeit mindestens mit ihrer kleinen Leica zu rechnen" (FAZ). Auch ihre vielen Straßen-, Stadt- und Menschenbilder aus aller Welt sind so entstanden: Wenn der Auftrag der Redaktion, der Anlass der Reise, bearbeitet war, behielt sie die Kamera in der Hand. Mit ihren Aufnahmen vom NPD-Bundestagswahlkampf im Juli 1969 wurde sie europaweit bekannt: das Bild der feisten, behelmten NPD-Ordner vor der Frankfurter Volksbühne druckte der Lokalteil der FAZ. Der Spiegel, Paris Match und Observer druckten es nach. Und die Bilder wirkten: Sie trugen dazu bei, dass die Partei an der Fünfprozenthürde scheiterte. Klemms Bilder der Frankfurter Studentenbewegung, von Adorno und Horkheimer, erlangten ebenfalls rasch nationale und internationale Bedeutung. Anders als ihre Redaktionskollegen, die unter ständigem Zeitdruck standen, interessierte sich Barbara Klemm für die Anliegen der Studierenden, blieb oft länger bei den Veranstaltungen und Debatten, erhielt so einen anderen Zugang. Barbara Klemm ist eine Bildjournalistin mit dem untrüglichen Sensorium für den richtigen Augenblick. Und sie ist persönlich und fotografisch eng mit Frankfurt verbunden. Dieser Verbindung widmet sich ihr neues Buch.
Köllefornia informiert über die Fotografin: Barbara Klemm, geboren 1939 in Münster, wuchs als Tochter der Bildhauerin Antonia Klemm und des Malers Fritz Klemm, Professor an der Karlsruher Akademie, auf. Nach früh beendeter Schulzeit begann sie eine Lehre im Karlsruher Fotoatelier von Jule Bauer und schloss mit der Gesellenprüfung ab. 1959 zog sie nach Frankfurt und begann, für die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu arbeiten. Von 1970 bis 2005 war sie Redaktionsfotografin, zuständig für Politik und Feuilleton. Dafür und auch für ihre weltweiten Fotoreportagen wurde sie vielfach ausgezeichnet und zählt heute zu den bekanntesten deutschen Fotografinnen. Menschen in Politik und Kultur sowie ihre weltweiten Fotoreportagen ist sie über Deutschland hinaus bekannt und wurde vielfach ausgestellt und ausgezeichnet. Erstmals präsentiert diese Ausstellung mit 230 Bildern eine große Auswahl ihrer Blicke auf Frankfurt, von der Fotografin selbst vergrößerte Barytabzüge. Barbara Klemm ist ”teilnehmende Beobachterin”, eine Bildjournalistin mit dem untrüglichen Sensorium für den richtigen Moment und das gute Bild.
Ihre Anfänge als Fotografin liegen in Karlsruhe, wo sie aufwuchs: In der Künstlerfamilie von Fritz und Antonia Klemm. Sie erlernte das fotografische Handwerk im Karlsruher Fotoatelier von Jule Bauer. Nach der Gesellenprüfung zog sie 1959 nach Frankfurt und begann ihre Tätigkeit im Dienst der FAZ – zuerst in der Klischeeherstellung und im Fotolabor, noch nicht als Fotografin. Hier im Frankfurt der 1960er Jahre – in der zweifachen Hauptstadt, des ”Wirtschaftswunders” wie der westdeutschen Studentenbewegung - entwickelte sie früh ihr fotografisches Können. Der Redaktionsfotograf Wolfgang Haut wurde ihr Mentor. Ihre Aufnahmen vom NPD-Bundestagswahlkampf im Juli 1969 machten sie europaweit bekannt: Das Bild der feisten, behelmten NPD-Ordner vor dem Cantate-Saal druckte der Lokalteil der FAZ am 28. Juli 1969, daraufhin brachten es Spiegel, Paris Match und Observer . Und die Bilder wirkten: Sie trugen dazu bei, dass die Partei an der Fünfprozenthürde scheiterte.
Ihre Bilder von Adorno und Horkheimer im Mai 1969 sowie andere Motive der Studentenbewegung in Frankfurt erlangten ebenfalls schnell nationale und internationale Verbreitung. Die FAZ bot ihr dann 1970 eine Stelle als Redaktionsfotografin an. Ihre ebenso brillanten wie ungewöhnlichen Aufnahmen prägten zusammen mit den Bildern ihres Kollegen Wolfgang Haut rasch das Erscheinungsbild der Tiefdruckbeilage „Bilder und Zeiten”, die der FAZ-Samstagsausgabe bis 2001 beilag. Dadurch gewann sie schon in den 1970er Jahren eine wachsende Leserschaft, die mit ihren Bildern zu Fotokennern erzogen wurden.
Das offene Interesse für Menschen, die empathische Haltung und das sichere Gespür für den Augenblick und die Komposition: Diese besondere Kombination war bereits bei den frühen Frankfurter Aufnahmen der 1960er Jahre da. Sie kennzeichnet ihr gesamtes journalistisches und freies Werk als Fotografin.
Eine formale Qualität ihrer Bilder ist die Schwarz-Weiß-Fotografie: Die Perfektion der gelernten Fotografin und Laborantin verband sich von Anfang an mit ihrer Virtuosität in der Nutzung sämtlicher Grautöne zwischen dem reinen Weiß und dem tiefen Schwarz. Von den Künstlereltern erlernte sie früh den Aufbau von guten Bildern zu erkennen: Als Reportage-Fotografin musste sie diese Bilder quasi schon sehen, bevor sie diese „Augenblicke” aufnehmen konnte. Dass sie dabei weder Blitz noch Stativ verwendete, machte ihre Aufnahmen von Anfang an unterscheidbar: Nicht nur wegen der so viel höheren Qualität des natürlichen Lichts, sondern auch wegen der „Selbstverständlichkeit” der Szenen und Motive, die das Auge des Betrachters sofort erkennt.